Mutmaßlicher Wikileaks-Maulwurf: „Wie ein Tier im Käfig“

Washington (dpa) - Mit schweren Vorwürfen gegen die US-Justiz hat sich der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning erstmals seit seiner Verhaftung zu Wort gemeldet. Vor einem Militärgericht in Fort Meade prangerte er die Haftbedingungen nach seiner Festnahme im Mai 2010 an.

Er habe sich gefühlt wie ein Tier im Käfig und häufig „an Selbstmord gedacht“, sagte der blasse junge Mann in der Anhörung. Seine Verteidigung argumentiert, die schlechte Behandlung Mannings rechtfertige eine Strafmilderung.

„Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, dass ich sterben muss“, sagte der 24-Jährige, dessen Stimme nach Medienberichten teilweise zitterte. „Ich dachte, ich würde in diesem Käfig sterben. Denn so empfand ich es: wie ein Tier im Käfig.“

Manning war im Irak festgenommen und zunächst rund zwei Monate in Kuwait festgehalten worden. Danach verbrachte er neun Monate in Einzelhaft in einem Militärgefängnis in Quantico (US-Staat Virginia), bevor er schließlich unter etwas gelockerten Haftbedingungen in ein Gefängnis in Kansas verlegt wurde.

In Quantico sei er täglich 21, manchmal auch 23 Stunden ohne jede Gesellschaft gewesen, zitierte der Sender CNN Manning. Anfangs habe man ihm seine Brille weggenommen, ohne die er nicht sehen könne. Wenn er geschlafen habe, dann immer mit Licht außen vom Flur in seinen Augen. Um Toilettenpapier habe er jedes Mal bitten müssen - es sei ihm in seiner Zelle verweigert worden, nachdem ein anderer Häftling es gezielt gekaut und sich dadurch erstickt habe, zitierten weitere Medien aus Mannings Aussage.

Zeugen hatten zuvor in US-Medien berichtet, Manning habe nicht einmal Sportübungen machen dürfen. Er sei ständig beobachtet worden, und habe er doch Sport gemacht, sei er umgehend aufgefordert worden, aufzuhören. Selbst Unterwäsche, Socken, Kopfkissen oder Bettlaken seien ihm verwehrt worden. Unter anderem sei er gezwungen worden, jeden Abend komplett nackt vor Gefängniswächtern strammzustehen.

Im März hatte der UN-Beauftragte gegen Folter, Juan Mendez, der US-Justiz vorgeworfen, Manning über Monate „grausam, unmenschlich und entwürdigend“ behandelt und sich womöglich gar der Folter schuldig gemacht zu haben. Auch Amnesty International hatte gegen die Haftbedingungen protestiert.

Dem Obergefreiten der US-Armee wird vorgeworfen, während seiner Stationierung im Irak die Internet-Plattform Wikileaks mit Tausenden geheimen Dokumenten versorgt zu haben. Wikileaks hatte die Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie unzählige vertrauliche Diplomatendepeschen im Internet öffentlich gemacht. Der Prozess gegen Manning ist für das Frühjahr 2013 geplant.

Insgesamt ist Manning in 22 Punkten angeklagt. Am schwersten wiegt der Vorwurf, mit den Enthüllungen dem Feind geholfen zu haben - das allein könnte ihn lebenslang hinter Gitter bringen. Medienberichten zufolge hat sich Manning bereit erklärt, sich in weniger schwerwiegenden Anklagepunkten schuldig zu bekennen. Das könnte nach Ansicht von Rechtsexperten seine Chance erhöhen, vergleichsweise glimpflich davonzukommen. Für eine Verurteilung wegen Unterstützung des Feindes müsse die Anklage vorsätzliches Handeln nachweisen - was schwierig sei.