Nahverkehr: Jeder dritte Gewalttäter ist betrunken
Polizeigewerkschaft fordert Alkohol-Verbot im Nahverkehr. Die Bahn sieht keinen Handlungsbedarf.
Düsseldorf. Alkohol enthemmt und begünstigt Straftaten. Das ist ein Fazit der Polizeilichen Kriminalstatistik 2012 des Innenministeriums. Rund 280 000 der zwei Millionen Tatverdächtigen begangen ihre Straftat unter Alkoholeinfluss. Sorgen bereitet Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die hohe Zahl der Gewaltdelikte unter Alkoholeinfluss. „Mehr als 30 Prozent aller Gewalttäter waren alkoholisiert.“ Die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen.
Malchow fordert deshalb einen konsequenteren Kampf gegen den Alkoholkonsum, um Opferzahlen zu senken. Er schlägt ein Verbot von Alkohol im Nahverkehr vor. Vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel seien ein Schwerpunkt der Kriminalität. „Einige Unternehmen und Bundesländer wie Hamburg haben gute Erfahrungen mit Alkoholverboten gesammelt. Auch Belästigungen anderer Fahrgäste und Vandalismus haben dort abgenommen.“
Was in Düsseldorf bei der Rheinbahn schon seit 2007 praktiziert wird, ist in den Zügen der Deutschen Bahn nicht in Sicht. „Es gibt keinen Handlungsbedarf für ein Alkoholkonsumverbot, weil es kein Sicherheitsproblem in den Zügen und Bahnhöfen der Deutschen Bahn gibt“, sagt ein Sprecher. Ein Alkoholverbot würde nicht für weniger übermäßig alkoholisierte Fahrgäste sorgen.
Die Bahn beruft sich auf eine Studie des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV), die gezeigt habe, dass die Fahrgäste keinen Nutzen im Alkoholkonsumverbot sehen. Allerdings fand der HVV ein Jahr nach dem 2011 eingeführten Alkoholverbot auch heraus, dass 85 Prozent der Befragten für das Verbot sind.
Statt Alkoholverbot fordert die Bahn die Schaffung eines neuen Ordnungswidrigkeiten-Tatbestandes, der Reisende sanktionieren würde, wenn sie sich nicht sozialadäquat in Bussen und Bahnen verhalten. „Damit würden die Rechte des Zugbegleitpersonals gestärkt, konsequent gegen Störer vorzugehen“, sagt ein Bahnsprecher.