Neue Karte für 70 Millionen Versicherte
Die ersten zehn Prozent werden bis zum Jahresende ausgegeben. Der medizinische Nutzen ist noch gering.
Berlin. Mit der elektronischen Gesundheitskarte rollt eine kleine Revolution im deutschen Gesundheitssystem an. Bis zum Jahresende erhalten die ersten zehn Prozent der 70 Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen die neue elektronische Gesundheitskarte (eGK). Wann die restlichen Karten verschickt werden, ist unklar — laut Kassen wahrscheinlich im Laufe des Jahres 2012.
Die Karte muss künftig beim Arztbesuch mitgeführt werden, da sie die bisherige Versichertenkarte ersetzt. Damit wird das vor acht Jahren noch von der rot-grünen Bundesregierung beschlossene Projekt nun umgesetzt. Allerdings ist unklar, wann mit der Karte tatsächlich die Möglichkeiten eines elektronisch vernetzten Gesundheitswesens ausgeschöpft werden können.
Technisch ist die Karte auf dem neuesten Stand, vor allem ist sie ausbaufähig. „Sie ist lernfähig und intelligent“, sagte die Chefin des Kassenverbands, Doris Pfeiffer. Heute werden Diagnosen und Dokumente über Therapien oft auf Papier von Arzt zu Arzt weitergegeben — oder gar nicht. Daraus folgende Doppeluntersuchungen und -medikationen sollen künftig vermieden werden, sagte Müller.
Dass die eGK noch in den Kinderschuhen steckt, hat mit den zahlreichen Vorbehalten von Ärzten gegen die Karte zu tun. Sie fürchten den Missbrauch von hochsensiblen Patientendaten, wenn diese etwa auf externen Datenspeichern gelagert werden. Doch jetzt machte der Gesetzgeber Druck: Ohne Ausgabe der Karten bis Jahresende müssen die Krankenkassen gemäß der schwarz-gelben Gesundheitsreform Strafen zahlen.