Wo es die beste medizinische Betreuung gibt
Ein neues Online-Portal bewertet die Regionen.
Gütersloh. Ob Blinddarm, Kniegelenk oder Kaiserschnitt — in Deutschland gibt es große Unterschiede bei der Art und Häufigkeit ärztlicher Behandlungen. Dieser ungleichen Verteilung und den möglichen Ursachen will ein am Mittwoch freigeschaltetes Online-Portal der Bertelsmann Stiftung nachgehen.
„Diese Unterschiede können ein Indiz dafür sein, dass Patienten manchmal medizinische Leistungen erhalten, die sie eventuell gar nicht benötigen“, sagte Brigitte Mohn vom Stiftungsvorstand. Um Veränderungen im System zu bewirken, sei es notwendig, dass der Patient gut informiert ist. Daher wolle die Stiftung mit dem neuen Internetportal „Faktencheck Gesundheit“ Orientierungshilfen geben und die Transparenz erhöhen.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen begrüßte das Ziel, die Souveränität der Patienten zu stärken. „Der Patient hat gegenüber dem Arzt ein doppeltes Handicap: Er ist Laie und hat ein Problem“, sagte die stellvertretende Sprecherin der Verbandes, Ann Marini. „Zunächst müssen wir als Kassen davon ausgehen, dass das, was die Ärzte machen, medizinisch richtig ist.“ Grundsätzlich sei der Arzt aber auch Kaufmann, der medizinisches Gerät auslasten wolle.
Dem Portal zufolge hat Nordrhein-Westfalen bundesweit die höchste Sterblichkeit von Neugeborenen und den höchsten Anteil an Depressionen, die im Krankenhaus behandelt werden. Innerhalb des Landes NRW wird im Kreis Olpe doppelt so häufig ein künstliches Kniegelenk eingesetzt wie in Bonn. Im Kreis Borken wird Kindern und Jugendlichen fast dreimal so oft der Blinddarm entfernt wie in Wuppertal.
Gründe für die Abweichungen liefert das Portal vorläufig nicht. Diese sollen erst noch ergründet werden, sagte der Experte der Stiftung, Thomas Neldner.