Neueste Umfrage: Kandidat Steinmeier im freien Fall
Merkel-Herausforderer rangiert nur noch auf Platz 8.
Berlin. "Ich führe nicht Wahlkampf in erster Linie gegen jemanden, sondern ich führe ihn für die SPD und für mich." Für den Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner dürfte dieser gewohnt defensiv-vorsichtige Satz, den Frank-Walter Steinmeier unlängst im ZDF-Sommerinterview von sich gab, nachträglich als Bestätigung für eine These dienen, die er zuvor aufgestellt hatte: "Die SPD ist so schlecht aufgestellt wie nie zuvor und Steinmeier eben kein Schröder, der im eigenen Lager Siegeszuversicht verbreiten konnte."
Siegeszuversicht? Schenkt man dem Chef des Emnid-Instituts Glauben, dann sieht es damit gerade bei den SPD-Anhängern im Wahlvolk mittlerweile mehr als mau aus. Laut einer jüngsten Umfrage glauben nur noch 16Prozent an einen Steinmeier-Sieg. 84 Prozent der SPD-Sympathisanten sehen dagegen Angela Merkel nach dem 27.September dort, wo sie jetzt schon ist: im Kanzleramt.
Wie soll es gelingen, gegen diese eindeutige Wahlgewinner-Erwartung für eine amtierende Bundeskanzlerin etwas auszurichten? Mit Leidenschaft und Kampfgeist, meint Umweltminister Sigmar Gabriel und macht unverdrossen mit zunehmender Aggressivität auf dem Feld der (Anti-)Atompolitik auf sich aufmerksam. Doch das strahlt auf den Kandidaten nicht ab. Auch weil Steinmeier den leisen Ton bevorzugt, wenn es darum geht, sich als Vize-Kanzler ins Verhältnis zur Kanzlerin zu setzen. Immerhin beanspruchte er zuletzt in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" für die SPD, sie habe in der Wirtschafts- und Finanzkrise eine wichtige "beschützende Rolle" für die Menschen gespielt.
Ob "Beschützer" den eigenen Leuten ausreichend Mut machen, sie mobilisieren können und vorhandene Selbstzweifel zerstreuen? Je lauter und koketter die Warnrufe der Union werden (Tenor: Noch ist nichts gewonnen), desto schlechter werden im Wochenrhythmus die Daten für die Sozialdemokraten und ihren Kandidaten, der in der Beliebtheits-Hitparade des "Spiegel" inzwischen auf Platz 8 rangiert - hinter FDP-Chef Guido Westerwelle und hinter den Parteigenossen Peer Steinbrück und Klaus Wowereit.
Längst bewerten die Wahlkampf-Manager im Willy-Brandt-Haus die Umfragen nicht mehr bloß als tagesaktuelle Stimmungsbilder mit kurzer Halbwertzeit. Zu sehr hat sich der demoskopische Zustand der Partei in den vergangenen Wochen verfestigt. Weil die Führung der Parteien derzeit kein einzelnes Ereignis voraussieht, das den gegenwärtigen Trend umdrehen könnte, wird nur allgemein mit der Formulierung hantiert, den Wahlkampf bald politisch und personell "zuspitzen" zu wollen. Womit, das bleibt unscharf. Ende Juli, heißt es, will sich der vielköpfige Beraterkreis um Parteichef Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier auf eine Marschroute verständigen.