Obama beschleunigt Abzug aus Afghanistan
Bis Ende 2012 sollen 30 000 Soldaten heimkehren. Der US-Präsident will damit auch im Wahlkampf punkten.
Washington. US-Präsident Barack Obama will den Truppenabzug aus Afghanistan beschleunigen. Bis Ende 2012 sollen 30 000 Soldaten, die in Folge der 2009 beschlossenen Aufstockung auf 100 000 Soldaten stationiert wurden, wieder die Heimreise antreten. Das will Obama heute verkünden. Als Gründe nennt das Weiße Haus Erfolge im Kampf gegen Al Kaida und die Taliban.
Eine wichtige Rolle spielt aber auch der amerikanische Wahlkampf. Mit Obamas Entscheidung, den militärischen Rückzug voranzutreiben, zeichnet sich zugleich eine bedeutende Wende in der US-Sicherheitspolitik ab.
Ende 2009 hatte der Präsident die Entsendung 30 000 weiterer Soldaten an den Hindukusch angeordnet und damit der Politik seines Vorgängers George W. Bush ein deutliches Misstrauensvotum ausgesprochen: Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus habe Bush die falschen Prioritäten gesetzt, kritisierte sein Nachfolger. Der wahre Kriegsschauplatz sei nicht Irak, sondern Afghanistan, wo sich Al Kaida neu organisiere und weitere Anschläge gegen die USA sowie andere westliche Ziele vorbereite.
Die Erfolge der vergangenen 18 Monate aber rechtfertigen nach Einschätzung des Weißen Hauses nun einen beschleunigten Abzug. Als Gründe nennen regierungsnahe Kreise sowohl die Tötung Bin Ladens als auch erfolgreiche Militärschläge gegen die Infrastruktur der Terrorganisation. Auch die laufenden Verhandlungen mit der Taliban-Spitze über ein Ende der Kämpfe trugen zu Obamas Entscheidung bei.
Bis Ende dieses Jahres will der Präsident rund 10 000 Soldaten abziehen. Das sind deutlich mehr, als der US-Oberkommandeur David Petraeus vorgeschlagen hatte. Petraeus äußerte die Sorge, dass der schnellere Abzug auch den Truppenrückzug anderer Länder beschleunigen und dies zu einer gefährlichen Kräfteverschiebung führen könne. Das Weiße Haus betont, dass das Ziel, bis 2014 die volle militärische Verantwortung auf die afghanische Sicherheitstruppe zu übertragen, nicht gefährdet werde.
Gleichwohl fallen mit Blick auf die anlaufende Präsidentschaftskampagne auch wahltaktische Überlegungen ins Gewicht. Wie aus den jüngsten Umfragen hervorgeht, plädieren nämlich mehr als 70 Prozent der Amerikaner für ein vermindertes Militärengagement in Afghanistan.