Obama erweist Soldaten letzte Ehre
Der US-Präsident besucht einen Stützpunkt, auf dem 18 Särge aus Afghanistan eintreffen. Die Bilder sorgen für Furore.
Washington. Mit der Aufhebung einer Nachrichtensperre über die Heimkehr gefallener US-Soldaten hatte Präsident Barack Obama bereits mit der Tradition seiner Vorgänger gebrochen.
Nun aber ging Obama einen Schritt weiter. In einer Zeremonie am Luftwaffenstützpunkt Dover im US-Staat Delaware ehrte er 18Männer, die am Montag in Afghanistan ums Leben gekommen waren und tröstete mitten in der Nacht die trauernden Familien.
Es waren Bilder, wie sie kein Amerikaner jemals gesehen hatte. Tief in der Nacht, bei klirrender Kälte, marschierte der mächtigste Mann der Welt im Gleichschritt mit Soldaten zu einem Transportflugzeug, das kurz zuvor die Leichen von 15 Soldaten und drei Drogenfahndern aus Afghanistan zurückgebracht hatte. Acht von ihnen waren einem Bombenanschlag im Süden Afghanistans zum Opfer gefallen, die übrigen starben bei einem Hubschrauberabsturz.
Während die Särge aus dem Transporter ausgeladen wurden, stand der Präsident stramm und salutierte. Zuvor hatte sich Obama in einerKapelle mehrere Stunden lang mit Angehörigen der Opfer zusammengesetzt und ihnen sein Beileid ausgesprochen.
Wie Regierungssprecher Robert Gibbs betonte, sei es für seinen Chef "die härteste Aufgabe, die er als Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte zu erfüllen hat", den trauernden Angehörigen der Kriegsopfer gegenüberzutreten. Allein im Oktober starben 55Amerikaner in Afghanistan, der tödlichste Monat seit dem Einmarsch in 2001.
Der nächtliche Besuch des Präsidenten stellt eine dramatische Abkehr von der Politik seiner Vorgänger George Herbert Walker Bush, Bill Clinton und George W. Bush dar. Bush senior hatte sich vor der US-Öffentlichkeit blamiert, als 1989 nach der Invasion Panamas ein Nachrichtensender zeitgleich Bilder von Särgen getöteter US-Soldaten zeigte und einen strahlenden, scherzenden Präsident, der gerade den militärischen "Erfolg" nach der Festnahme und Überführung von Panamas Diktator Manuel Noriega lobte.
Bush verhängte nach diesem Debakel ein Medienembargo, das fast 20 Jahre Bestand hatte. Erst im Februar dieses Jahres hob Verteidigungsminister Robert Gates die Nachrichtensperre auf. Seitdem ist es jedem Sender überlassen, frei darüber zu entscheiden, ob er den "ehrenhafte Transfer" übertragen will.
Dass Obama die gefallenen Soldaten ehrte, hat keineswegs nur symbolische Bedeutung. Tags zuvor hatte er einen neuen Rüstungshaushalt unterschrieben, der fürs kommende Jahr weitere 680 Milliarden Dollar für das Pentagon bewilligt.