Papst Franziskus — ganz nah bei den Menschen
Die zugewandte, unkonventionelle Art des Pontifex kommt bei den Pilgern an. Viele setzen große Hoffnungen in ihn.
Rom. Papst Franziskus gewinnt die Sympathien der Pilger auf dem Petersplatz auf Anhieb. Er zeigt sich bei seiner Amtseinführung gestern in Rom unkonventionell und sucht den Kontakt zu den Menschen. Die Zehntausenden Pilger auf dem rappelvollen Petersplatz sind begeistert und jubeln ihm frenetisch zu. „Ich glaube, ihm sind die Herzen gleich zugeflogen in den ersten Minuten, das war so überzeugend“, schwärmt Kathrin Schönauer aus München.
Vor der Messe fährt der Papst bei Sonnenschein mit dem Jeep einige Runden über den Petersplatz. Er hält an, steigt aus, schüttelt Hände und begrüßt die Pilger. Der Argentinier genießt das alles sichtlich. Franziskus küsst ein Baby, begrüßt einen Behinderten. „Total schön, beeindruckend, ihn einfach mal aus der Nähe zu erleben. Und wie er auf die Leute zugeht, das ist menschlich“, sagt Christina Schwarz aus Regensburg, die sich am Vorabend auf den Weg nach Rom gemacht hat und nach der Messe wieder zurückfährt.
Die Menschen sind begeistert vom neuen Papst und seiner Art. Sie winken, klatschen, schwenken Fahnen. „Die Atmosphäre ist toll, das ist etwas sehr Besonderes“, sagt der 24-jährige Matthias Mischo aus Stuttgart. Die Menschen stehen dicht gedrängt und verwandeln den Platz in ein buntes Fahnenmeer. Viele haben Transparente mitgebracht, dort ist zum Beispiel zu lesen „Willkommen Papst Franziskus“. Nach dem Segen feiern sie ihn mit lauten „Viva il Papa“-Rufen („Es lebe der Papst“).
So freundlich und volksnah wie sich der Papst präsentiert, so hoch sind auch die Erwartungen an ihn. „Ich hoffe, dass er in seiner Amtszeit viele Probleme lösen wird und zum Beispiel gegen die Armut kämpft“, sagt der Argentinier Gustavo Vazquez. „Ich glaube, er hat die Kraft, einige Bereiche der Kirche zu reformieren.“ Auch Mario Haberl aus München, der in Rom Theologie studiert, erhofft sich viel von Franziskus: „Ich denke, es ist eine gute Wahl. Ich hoffe, dass er in der Kurie ein bisschen aufräumt“, sagt er. „Und ansonsten denke ich, dass er für die Leute da ist, viele Reisen unternehmen wird.“
Trotz des vorherigen Aufrufs des 76-Jährigen an seine Landsleute, nicht nach Rom zu kommen und das Geld für eine Reise lieber zu spenden, werden zahlreiche argentinische Fahnen auf dem Petersplatz geschwenkt. „Das ist eine Revolution, ein Papst aus Argentinien. Er gibt unserem Land mehr Bedeutung“, jubelt Jimmy Bravo aus Córdoba in Argentinien. „Der erste südamerikanische Papst, das ist ein historischer Moment für uns“, sagt seine Landsfrau Marisa Molinero.
Diego Oscar Elola ist Argentinier, arbeitet aber als Pfarrer in Mannheim und schwenkt deshalb eine deutsche und eine argentinische Flagge. „Man muss ihm Zeit geben, aber er macht das im Moment so, wie er in Buenos Aires war. Er ist kein Mann der Show. Er ist so, ganz nah den Menschen.“
Elola hält große Stücke auf Franziskus. „Er hat eine starke Persönlichkeit, obwohl er eine leise Stimme hat. Ich glaube, er kann im Vatikan und in der ganzen Kirche viel ändern.“