Präsident Putin wagt den Tabubruch
Der Kremlchef gibt die Trennung von seiner Frau bekannt. Ein Paukenschlag. Sein Privatleben ist üblicherweise ein Geheimnis.
Moskau. Liebes-Aus in Moskau: Zur besten Sendezeit verkündeten der russische Präsident Wladimir Putin und seine Frau Ljudmila am Donnerstagabend nach fast 30 Jahren das Ende ihrer Ehe. „Das war unsere gemeinsame Entscheidung“, sagte der Staatschef des größten Flächenstaats der Erde und seufzt. Die Szenerie im Kremlpalast wirkte bizarr. In der Pause eines Ballettabends — hinter sich eine Topfpflanze, vor sich ein braves Team des Staatsfernsehens — sprach das Noch-Ehepaar von Arbeitsüberlastung und Auseinanderleben.
„Unsere Ehe ist am Ende“, erzählte Putin (60). Er sei ständig unterwegs, man sehe sich kaum. „Flüge fallen mir schwer“, sagte Ljudmila Putina (55). Sie bestätigte, was er bereits mehrmals sagte: Der Rummel um Russlands Nummer eins ist ihr zu viel.
Das sind die offiziellen Gründe. Seit Jahren gibt es aber Gerüchte um eine Trennung des Paars, weil die First Lady kaum in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Sie lebe zurückgezogen, heißt es. Aber wo und warum, darüber wird allenfalls hinter vorgehaltener Hand geredet. Spekulationen um eine „Neue“ reißen nie ab.
Erbost reagierte Putin 2008 auf Berichte über seine angeblich geplante Hochzeit mit der 31 Jahre jüngeren Turnerin Alina Kabajewa. Die Boulevardzeitung „Moskowski Korrespondent“ behauptet, Putin habe sich bereits heimlich scheiden lassen. Noch am Abend stellte das Blatt sein Erscheinen ein, später verschärfte das russische Parlament das Mediengesetz. Die Olympiasiegerin Kabajewa sitzt heute für die Kremlpartei Geeintes Russland in der Staatsduma.
Putin zeigt sich wenig amüsiert über die Gerüchte. Grundsätzlich sei er der russischen Damenwelt aber zugetan, räumte der Kremlchef einst ein. „Unsere russischen Frauen sind die begabtesten und die schönsten.“ Zu sehen ist der Mensch Putin aber meist an der Seite seiner schwarzen Labrador-Hündin Koni.
Einblicke in das Seelenleben des Kremlchefs sind selten, Berichte über sein Privatleben tabu. Auch deswegen ist die jetzige Mitteilung ein Paukenschlag. Das letzte öffentliche Scheitern einer Ehe im Kreml ist 315 Jahre her, Zar Peter I. verstieß 1698 seine Frau Jewdokija. Die Trennung dürfte Putins Image aber kaum beschädigen: In Russland kommt es jährlich zu 700 000 Scheidungen — das ist mehr als jede zweite Ehe. In Umfragen spricht die Mehrheit der Russen Putin das Recht auf Scheidung zu.
Der damalige KGB-Offizier Putin hatte die Stewardess Ljudmila Schkrebnewa im Juli 1983 in Leningrad (heute St. Petersburg) geheiratet. Das Paar hat zwei Töchter, von denen die Jüngere 1986 in Dresden geboren wurde. Putin war damals in der DDR stationiert.