"Kölner Botschaft" Prominente Rheinländer warnen vor Spaltung der Gesellschaft

Köln (AFP) - Nach der Silvester-Gewalt in Köln haben mehrere Prominente aus dem Rheinland in einem gemeinsamen Appell vor einer Spaltung der Gesellschaft gewarnt. "Um der wachsenden Polarisierung in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken, ist es wichtig, an das Gemeinsame zu erinnern", heißt es in der am Freitag in mehreren Zeitung im Rheinland veröffentlichten Erklärung.

Schriftsteller Navid Kermani hat die Kölner Botschaft auch unterschrieben.

Foto: Ingo Wagner

"Gleich welchen Geschlechts und Alters wir sind, welcher Herkunft und Religion, welchen Beruf wir ausüben und welcher Partei wir angehören, welche sexuelle Orientierung wir haben und welche private Leidenschaft - wir alle wollen uns in Köln sicher, frei und offenen Blicks bewegen", erklärten die Unterzeichner der Botschaft. Dazu zählen unter anderen der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki, der Musiker Wolfgang Niedecken und der Schriftsteller Navid Kermani.

Sie reagierten in ihrem als "Kölner Botschaft" oder "Rheinische Botschaft" bezeichneten Text auf die sexuellen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln. "Nicht erst seit Silvester wissen wir, dass in manchen Milieus manche Männer ein tiefgreifendes Problem mit der Gleichberechtigung haben", erklärten die Prominenten. Dieser Machismo sei ihnen immer wieder auch in Milieus von Menschen arabischer oder orientalischer Herkunft begegnet. "Das dürfen, ja müssen wir benennen, wenn wir durchsetzen wollen, dass die Würde der Frau jederzeit und an jedem Ort unantastbar ist."

Die Unterzeichner der Erklärung forderten zudem Konsequenzen bei den Sicherheitsbehörden und einen stärkeren Kampf gegen bandenmäßige Kriminalität. Die Einsatzleitung habe die Lage in der Silvesternacht "grotesk falsch eingeschätzt". Die Kritik richte sich aber ausdrücklich nicht gegen einzelne Beamte.

Die Prominenten aus Köln, Düsseldorf und Bonn zeigten sich überzeugt, dass es in den Sicherheitsbehörden "strukturelle Probleme" gebe. Diese müssten dringend behoben werden. In dem Appell wandten sich die Unterzeichner auch leidenschaftlich gegen "fremdenfeindliche Hetze". Deutschland bleibe ein gastfreundliches Land, erklärten sie. Das Recht auf Asyl gehöre zu den zentralen Grundrechten. Sie mahnten aber auch, dass "eine unkontrollierte Zuwanderung solchen Ausmaßes, wie wir sie seit dem Herbst beobachten, nicht von Dauer sein kann".

Die Prominenten hoben zugleich hervor, dass "einfache Lösungsvorschläge" wie eine "abstrakte Höchstgrenze" oder die Schließung der deutsch-österreichischen Grenze für "illusionär" hielten. Eine Flüchtlingspolitik, die "human, gerecht und auch langfristig ausgerichtet ist, kann es nur im europäischen Verbund geben". Ihre Sorge gelte daher nicht so sehr Deutschland als vielmehr Europa, "das durch den neu aufflammenden Nationalismus seine Seele zu verlieren droht".