Regierungschefs mit Überraschungseffekt

Analyse: Lange vor der nächsten Wahl sind in vielen Bundesländern nicht mehr die vom Souverän gewählten Kandidaten im Amt.

Hamburg. Konnten die Hamburger 2008 ahnen, dass sie nach gut zweiJahren Christoph Ahlhaus (CDU) bekommen würden, als sie Ole von Beust(CDU) noch einmal zum Bürgermeister machten? Noch vor wenigen Wochenwiederholte Beust, er sei nicht amtsmüde, er wisse nur noch nicht, ober zur Bürgerschaftswahl 2012 noch einmal als Spitzenkandidat antretenwolle. Kaum gesagt, schon zurückgetreten. Viele Hamburger äußerten sichenttäuscht, manche fühlen sich gar um ihre Stimme betrogen.

Rücktritte und vorzeitige Wechsel hat es immer gegeben. Ein Beispielist Hamburgs Bürgermeister Hans-Ulrich Klose (SPD), der sein Amt 1981im Streit mit der eigenen Partei aufgab. Auch Gerhard Glogowski (SPD),der 1998 nach der Bundestagswahl für Gerhard Schröder niedersächsischerMinisterpräsident wurde, trat schnell wieder zurück. Doch die Fällehäufen sich. Immer öfter bekommen Wähler eine Überraschung präsentiert.

InNiedersachsen ist David McAllister seit dem 1. Juli Ministerpräsident.Die Mehrheit der schwarz-gelben Koalition im Landtag wählte denbisherigen CDU-Fraktionschef zum Nachfolger von Christian Wulff (CDU),der das Amt des Bundespräsidenten übernommen hatte. Keine leichteAufgabe für McAllister, denn er tritt die Nachfolge von Wulff zu einemZeitpunkt an, an dem das Land mehr als 1,3Milliarden Euro im Etat für2011 einsparen muss.

Seit dem 10. Februar hat Baden-Württembergmit Stefan Mappus (CDU) einen neuen Regierungschef. Fast über Nacht warMinisterpräsident Günther Oettinger von Kanzlerin Angela Merkel (beideCDU) Ende Oktober 2009 zum EU-Kommissar für Energiefragen berufenworden.

Während Oettinger für eine liberale Großstadt-CDU stand, giltMappus, der eine seit 1996 bestehende CDU/FDP-Koalition führt, alsumstrittener konservativer Haudegen.

Auch BayernsMinisterpräsident Horst Seehofer (CSU) war nicht erste Wahl -Spitzenkandidat vor der Landtagswahl 2008 war sein Vorgänger GüntherBeckstein. Der musste gehen, weil die CSU nach einem knappen halbenJahrhundert ihre absolute Mehrheit verloren hatte.