Rolle rückwärts bei der Nachtspeicherheizung
Die Geräte sollten aus Umweltgründen verboten werden. Doch nun kommt alles ganz anders.
Düsseldorf. „Auf in die 60er Jahre“, kommentiert Cornelia Ziehm von der Deutschen Umwelthilfe eine Rolle rückwärts, die der Bundestag beschlossen hat. Erst 2009 hatte die damalige große Koalition das Auslaufen von Nachtspeicherheizungen ab 2020 beschlossen. Jetzt wurde dieser Beschluss wieder rückgängig gemacht. Die bundesweit rund 1,5 Millionen Nachtspeicherheizungen können auch in fernerer Zukunft weiter betrieben werden.
Die Kritik an den Nachtstromspeichern, die auch Anlass für das zunächst geplante Aus für die Nachtspeicherheizungen war, formuliert selbst der Stromriese RWE so: „Strom aus dem Kraftwerk als Heizquelle hat den Nachteil, dass ein großer Teil der Energie bereits bei der Produktion vor Ort und in den Leitungen verloren geht. Nur ein Teil kommt überhaupt im Haushalt an. Dadurch verschlechtert sich die CO2-Bilanz.“
Dennoch hat sich RWE für den Rückzieher starkgemacht. Begründung: die Energiewende. Zuvor durch Atomkraft erzeugter Strom wird durch Wind- und Sonnenenergie ersetzt. Was infolge der Unberechenbarkeit der Witterungsverhältnisse schlecht kalkulierbar ist. Folge: Die Netze können teilweise die Menge erzeugten Stroms nicht mehr aufnehmen, Windräder müssen sogar zwangsweise stillstehen.
Die Idee daher: Die vorhandenen Nachtspeicherheizungen sollen für solche Phasen als Speicher-Infrastruktur herhalten. Die Geräte sollen mit moderner Technik ausgestattet werden. Sie werden dann nicht mehr wie bisher zu festgelegten Zeiten in der Nacht beladen, sondern dann, wenn der Wind weht, die Sonne scheint oder der Strompreis tief liegt.
Thomas Bareiß, energiepolitischer Experte der Unionsfraktion im Bundestag, sagt: „Stromspeicherheizungen können eine tragende Rolle übernehmen, um überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Stromspeicherheizungen sind damit ein Teil der Lösung für den geplanten Umbau der Energieversorgung.“
Für die Deutsche Umwelthilfe geht die Rechnung nicht auf. Cornelia Ziehm betont: „Die Nachtspeicherheizungen brauchen vor allem im Winter Strom, auch wenn bei Höchstlast kein Wind weht. Sie werden dann zu einer Zusatzbelastung für das Stromsystem.“ Greenpeace kritisiert, die Aufhebung des Verbots unterminiere die Klimaziele der Bundesregierung und sei zugleich „ein Zeichen unverhohlener Klientelpolitik“ für den Energieversorger RWE. Dieser wolle mit den Speicheröfen „die Auslastung seiner Grundlast-Kohlekraftwerke“ sichern.