Selbst das Zwei-Grad-Ziel steht auf der Kippe

Es gibt mehr Fragezeichen als Antworten.

Kopenhagen. Das Aufräumen beginnt nur wenige Stunden, nachdem die letzten Staats- und Regierungschefs die Konferenz verlassen haben. Wo sich sonst die Menschen um Bildschirme und Info-Stände drängelten, türmen sich die Müllberge. Doch der Zirkus ist noch nicht vorbei: In den Büros der mehr als 190 Nationen beugen sich die Delegierten mit geröteten Augen über das Drei-Seiten-Papier, das eigentlich das Weltklima retten soll.

"Copenhagen Accord", heißt es - "Kopenhagen Übereinkunft", das Ergebnis eines zweiwöchigen, zermürbenden Verhandlungsmarathons. Die Zurückbleibenden versuchen zu verstehen, was die Unterhändler von 30 Ländern bis in den späten Freitagabend hinein ausgehandelt haben. Doch sehr schnell wird deutlich, dass es mehr Fragezeichen als Antworten gibt, dass sie eine Absichtserklärung ohne Verpflichtungen in den Händen halten, kein Kyoto-Zwei. "Alles ist aufgeweicht worden", klagt Jo Leinen, der die Delegation des Europäischen Parlaments leitet. Tatsächlich ist als einzig nennenswerter Punkt lediglich das Zwei-Grad-Ziel in dem Papier aufgeführt: Um zwei Grad darf die Erdtemperatur ansteigen, hatte die Wissenschaft vorgegeben - mehr kann unser Planet nicht verkraften.

Doch wie dieses Ziel erreicht werden soll, bleibt offen; es gibt keine mittel- und langfristigen Verpflichtungen für die Länder. Stattdessen kann jedes Industrieland bis zum 1. Februar 2010 seine Klimaanstrengungen in einen Anhang eintragen. Im nächsten Jahr könnten diese Ziele dann verbindlich werden. Rechnet man die bisherigen Angebote der Länder zusammen, wird aber noch nicht einmal die angestrebte Zwei-Grad-Grenze erreicht, wie die dänische Konferenzpräsidentschaft errechnet hat - eher kommt ein Anstieg auf drei oder vier Grad heraus.

"Wir müssen ehrlich sein mit dem, was wir erreicht haben", räumt UN-Klimachef Yvo de Boer ein. Die Staaten müssten ihre Anstrengungen noch erheblich steigern. Immerhin sichert die Übereinkunft den ärmsten Ländern 21 Milliarden Euro für die nächsten drei Jahre zu - Geld, mit dem Entwicklungsstaaten wichtige Klimaschutzprojekte anschieben sollen.