Somalia: Bundeswehr geht auch an Land auf Piratenjagd

Deutsche Soldaten sind seit dreieinhalb Jahren am Horn von Afrika. Die Risiken sind hoch.

Berlin. Der Anti-Piraten-Einsatz der Bundeswehr am Horn von Afrika wird künftig anders aussehen. Bald dürfen deutsche Soldaten auch am Strand Jagd auf Seeräuber machen — allerdings nur aus der Luft. Im Bundestag gab es dafür am Donnerstag eine klare Mehrheit.

Die Küste vor Somalia gilt wegen der vielen Piraten als eines der gefährlichen Gewässer der Welt. Der „Atalanta“-Einsatz zum Schutz von Handels- und Versorgungsschiffen läuft im fünften Jahr. Anfangs hatte die Nato das Kommando, seit Ende 2008 die EU. Das Einsatzgebiet ist riesig: eine Wasserfläche, 25-mal so groß wie Deutschland. Insgesamt sind dort zwei Dutzend Schiffe aus EU-Staaten, aber zum Beispiel auch aus China im Einsatz.

Bislang durfte die Bundeswehr gegen Piraten nur auf See vorgehen. Künftig ist auch die Piratenjagd an Land erlaubt. Angegriffen werden darf aber nur am Strand, in maximal 2000 Metern Entfernung von der Küste. Und: nur aus der Luft. Bodeneinsätze bleiben grundsätzlich verboten.

Damit trägt die Politik Forderungen Rechnung, die die Militärs seit langem erheben. Allerdings ärgert man sich in der Bundeswehr darüber, dass das Zwei-Kilometer-Limit im Mandat nicht geheim geblieben ist. Damit wissen Somalias Piraten auch künftig, wo sie in Sicherheit sind.

Die internationale Truppe kann jetzt Stellungen an Land zerstören: Funkstationen, Materiallager oder auch Boote, die für neue Kaperfahrten bereitliegen. Die Angriffe sollen mit Hubschraubern geflogen werden. Die deutsche Fregatte „Bremen“ verfügt über zwei Helikopter. Insgesamt hat die Bundeswehr 340 Soldaten im Einsatz. Erlaubt wären 1400.

Der Alptraum hat einen Namen: „Black Hawk Down“. Unter diesem Titel verfilmte Hollywood den Absturz eines US-Kampfhubschraubers 1993 in Somalia. Die Bilder der toten Soldaten, die von einem Mob durch die Straßen geschleift werden, wirken bis heute. Das erklärt auch das Verbot von Boden-Einsätzen. Nur wenn ein deutscher Hubschrauber abgeschossen wird, darf auch am Boden geholfen werden.

2011 gab es 24 Überfälle (2010: 45). Aktuell befinden sich mehr als ein Dutzend Schiffe mit etwa 200 Seeleuten in der Hand von Piraten. Allein 2011 sollen die Banden mehr als 150 Millionen Euro erpresst haben.

Die Kosten betragen rund 105 Millionen Euro pro Jahr. Die Reedereien geben nichts dazu.