Steinbrück und Hollande: Zwei im Stimmungstief

Peer Steinbrück und François Hollande können sich gegenseitig trösten.

Paris. An der Treppe des Élysée-Palastes werden die Grenzen für Peer Steinbrück deutlich. Wo Staatschefs sonst persönlich empfangen oder verabschiedet werden, steht kein François Hollande.

Für den Kandidaten aus Deutschland kommt der französische Präsident nicht aus seinem Amtssitz. Unterstützung sichern sich sozialistischer Präsident und sozialdemokratischer Kanzlerkandidat hinter prachtvollen, aber dicken Mauern zu.

Das seit Monaten vereinbarte Treffen kommt für beide Politiker zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Hollande und Steinbrück stecken im Umfragetief. Der Franzose kann aktuell noch auf 27 Prozent Zustimmung in der französischen Bevölkerung bauen. Erst flog der Skandal um ein Schwarzgeldkonto seines zurückgetretenen Budgetministers Jérôme Cahuzac auf, nun auch noch der Kontakt eines Wahlkampfmanagers in die Steueroase der Kaimaninseln.

Für Steinbrück sieht es kaum besser aus: Laut „Deutschlandtrend“ liegt die Zustimmung zu seiner Arbeit nur noch bei 32 Prozent — der schlechteste Wert seit 2005 (siehe Infokasten). Auch in Paris kommt als Strategie gegen Steinbrücks Imageprobleme nur: „Themen setzen.“

Wie schwierig das ist, zeigt die jüngste Debatte um getrennten Sportunterricht von Jungen und Mädchen. Angesprochen auf entsprechende Forderungen von muslimischer Seite hatte Steinbrück am Mittwoch bei einer seiner „Klartext“-Veranstaltungen in Berlin gesagt: „Wenn die Schulen es einrichten können, dann sollten sie es machen. Ich würde da Rücksicht nehmen auf religiöse Überzeugungen.“

Das sei immer noch besser, als wenn muslimische Mädchen durch Krankmeldungen vom Schwimm- oder Sportunterricht ferngehalten werden. Schnell wurde daraus eine generelle Forderung nach getrenntem Sportunterricht abgeleitet.

Ein Parteitag in Augsburg soll am 14. April das Wahlprogramm beschließen — nach seinem Stolperstart ist Steinbrück entweder linker geworden oder die Partei hat ihn dahin gerückt. Jedenfalls sind darin milliardenschwere Korrekturen an Hartz-Reformen und Rente sowie ein bundesweiter Mindestlohn von 8,50 Euro vorgesehen.

Hauptproblem sind Steinbrücks Glaubwürdigkeitswerte: Die einen nehmen ihm den Linksruck nicht ab, die Wirtschaft fürchtet stärkere Belastungen.