Versöhnungs-Geste: Papst trifft sich mit Missbrauchsopfern

Ganz unerwartet hat sich der Papst in Washington mit einer Gruppe von Missbrauchsopfern getroffen. Die Männer und Frauen waren in ihrer Jugend von katholischen Priestern missbraucht worden.

Washington. In einer unerwarteten Geste der Versöhnung hat Papst Benedikt XVI. mehrere Opfer der Missbrauchsfälle durch katholische Priester in den USA empfangen. Nach Angaben des Vatikans traf er in Washington eine kleine Gruppe von Opfern, die in ihrer Jugend von Priestern sexuell missbraucht wurden.

Benedikt habe sich am Donnerstag (Ortszeit) die Berichte der Männer und Frauen angehört und mit ihnen gebetet. Es habe sich um ein "sehr emotionales Treffen" gehandelt, mehrere Teilnehmer hätten Tränen vergossen, hieß es aus Vatikankreisen.

Mehrere Missbrauchs-Opfer zeigten sich nach der Zusammenkunft mit dem Papst tief bewegt. "Ich habe ihm gesagt, dass er ein Krebsgeschwür in seiner Kirche hat und etwas dagegen tun muss", berichtete ein Teilnehmer dem Fernsehsender CNN. Er habe aber das Gefühl, dass es eine reale Hoffnung gebe, dass das Problem nun endlich angepackt werde.

"Ich hatte Tränen in den Augen, die ich bislang nicht haben konnte. Es war ein unglaublicher Moment für mich." Auch andere Opfer des Treffens berichteten von Tränen, aber auch von neuer Hoffnung. Es heißt, es sei das erst Mal gewesen, dass ein Papst Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester empfing.

Der Missbrauchs-Skandal hatte die US-Kirche in eine schwere Krise gestürzt. Insgesamt sollen tausende Kinder und Jugendliche teilweise über Jahre hinweg von Priestern sexuell missbraucht worden sein. Der Skandal war vor rund sieben Jahren ans Tageslicht gekommen, mehrere US-Diözesen stehen nach Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe am Rande des finanziellen Ruins.

Am vierten Tag seiner sechstägigen USA- Reise will der Papst an diesem Freitag eine Grundsatzrede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) halten.