Was folgt aus der Demutsgeste?

Kommentar

Es war eine Geste, von der es keine Bilder gibt. Ausgerechnet diese Geste wird von dem pompösen und umjubelten Papstbesuch in den Vereinigten Staaten in Erinnerung bleiben. Die ganz persönliche Begegnung Benedikts mit sechs Menschen, die Opfer pädophiler Priester geworden sind, überzeugte durch ihre demütige Haltung.

Demut ist auch die einzig mögliche Antwort auf das tausendfache Leid, das über Jahrzehnte hinweg Kinder erleiden mussten. Sie waren unter dem Dach der katholischen Kirche schutzlos ihren Peinigern ausgeliefert.

Viel zu lange hatte die Kurie in den USA versucht, sich das Stillschweigen der Missbrauchsopfer mit horrenden Schadensersatzzahlungen zu erkaufen. Als Präfekt der Glaubenskongregation war Joseph Ratzinger an diesem beschämenden Umgang mit der Wahrheit beteiligt.

Das Schuldeingeständnis muss nun Konsequenzen haben. Die Täter dürfen sich nicht länger durch ihre Flucht in Orden und Klöster anderer Länder der Strafverfolgung entziehen. Der entscheidenden Frage aber wird sich die katholische Kirche unter Papst Benedikt ganz sicher nicht stellen: Ist auch die erzwungene sexuelle Entsagung der Geistlichen ein Ausgangspunkt für pädophile Verfehlungen?

friedrich.roeingh@wz-plus.de