Berlin. Vier sind zwei zu viel. Mindestens. Und sieht man sich die Quoten an, weiß man auch, wer "über" war: Zwei Millionen bei RTL, nur 800.000 bei Sat.1 - jede amerikanische Leichenbeschauer-Serie hat mehr Zuschauer.
Aber man täte RTL-Mann Peter Kloeppel (der wenigstens hartnäckig nachfragte) und Sat1-Vertreter Peter Limbourg Unrecht, würde man das Nichtgelingen der Sendung allein ihnen anlasten. Nein, die Vier-Sender-Konstellation aus öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Fragestellern insgesamt war der Garant für Zerfaserung, Irrlichterei und Unterbrechung da, wo es gerade spannend hätte werden können.
Schon den Start haben die Vier vergeigt, als sie das Ergebnis vorwegnehmen wollten. Sprunghaft und verkrampft originell versuchte jeder Moderator in der kurzen Zeit, die ihm blieb, sich nach Kräften zu profilieren und dabei trotzdem souverän und sympathisch zu wirken. Das musste scheitern bei zwei Studiogästen, die sich wohl mit dieser Marschroute abgesprochen hatten: Wir lassen UNS von DENEN nicht aus der Reserve locken.
Ein gutes Dutzend Mal stießen Steinmeier und Merkel die Interviewer mit patzigen Jetzt-lassen-Sie-mich-doch-einmal-ausreden-Kontern zurecht. Vor allem der unbeschlipste Frank Plasberg wirkte überehrgeizig und bald nur noch nölig. Sein Versuch, die Kanzlerin mit den Billigfriseurpreisen in Berlin aufs Kreuz zu legen, war ebenso populistisch wie Maybrit Illners Tigerenten-Bild für die schwarz-gelbe Koalition. Wobei die leicht giggelige Illner mit ihren augenzwinkernden Fragen der Veranstaltung wenigstens im Ansatz Leben jenseits der Standards einhauchte.
Fazit: Die Moderatoren-Crew trägt Mitverantwortung dafür, dass die Zuschauer über Schlüsselthemen wie Bildung, Umwelt und Familie kein Sterbenswörtchen hörten. Weniger Fragensteller, weniger Sender muss die Lehre aus dieser Politshow sein. Andernfalls wird das Format ein Ladenhüter: 21 Millionen Zuschauer 2005 - 14 Millionen am Sonntag - 7 Millionen minus x 2013?