Vision: Sarkozys Traum von einem Groß-Paris
Der Präsident will die Außenbezirke aufwerten und die Metropole zur ökologischen Modellstadt machen.
Paris. Frankreichs Präsident denkt in großen Dimensionen: Mit seinem "Groß-Paris" will Nicolas Sarkozy die Trennung der Stadt von ihren Vororten überwinden und Paris zugleich zur ökologischen Modellstadt ummodeln.
Alle Regenten haben Paris seit jeher ihren Stempel aufgedrückt. Ob Napoleon der Dritte, Mitterrand, Giscard oder Chirac - sie alle haben mehr oder minder prägnante städtebauliche Akzente und Ausrufezeichen gesetzt, die das Bild der Stadt weit über ihre Amtszeiten hinaus prägen. Nicolas Sarkozy will seinen Vorgängern da natürlich in nichts nachstehen. Ihm schwebt indes noch Größeres vor. Sein "Grand-Paris" soll die natürlichen Grenzen der Stadt sprengen und die bevölkerungsreiche Pariser Region, in der fast jeder fünfte Franzose wohnt, zur europäischen Wachstumslokomotive machen.
Dem präsidialen Geltungs- und Handlungsdrang geht dabei eine richtige Erkenntnis voraus. Paris, dessen städtische Ringautobahn entlang der Stadtgrenze eigenes Wachstum bremst und die Vorstädte wie lästige Verwandte auf Distanz hält, ist auf Dauer zu klein, um in der Champions League der Weltmetropolen ganz vorn mitzuspielen. Das chronisch überlastete Verkehrssystem mit täglichen Mega-Staus auf den Straßen und hoffnungslos überfüllten Vorortzügen und U-Bahnen führt überdies jeden Tag aufs Neue zu chaotischen Verhältnissen in der Metropole.
Im Auftrag des Präsidenten, der ihnen vorgab, die Kriterien des Kyoto-Klimaprokolls zu achten, haben sich gleich zehn renommierte Architekturbüros über das Paris der Zukunft Gedanken gemacht. Star-Architekt Christian de Portzamparc entwarf eine elegante Schwebebahn, um die dauerverstopfte Ringautobahn A86 zu entlasten. Den Gare du Nord, Europas größten Bahnhof, will er überdies an den Stadtrand, nach Aubervilliers, einer bislang noch tristen, Sozialbau-dominierten Vorstadt vor den Toren von Paris verlegen, um die freie Fläche im Zentrum in eine großzügige Parklandschaft zu verwandeln.
Radikal ist der Entwurf des Briten Richard Rogers, der pragmatisch vorschlug, die Pariser Boulevards in begrünte Flaniermeilen und Paris in ein Fußgänger- und Radfahrerparadies zu verwandeln. Die Berliner Architekten um TU-Professor Finn Geipel wiederum konzentrieren sich auf die Pariser Flusslandschaften, um die Wasserflächen urbanistisch zu nutzen.
Die meisten Architekten zieht es statt in die Fläche in die Höhe. Die bislang noch triste Vorstadt La Courneuve im Norden soll sich nach dem Willen des Alt-68er Roland Castro in ein Pariser Manhattan verwandeln, Central Park inklusive. Den tristen Seine-Hafen im Vorort Gennevilliers will Roland Castro überdies noch mit einem geschwungenen Opernbau aufwerten.
Auf wenig Begeisterung dürften die hochfliegenden Hochhauspläne in Paris selbst stoßen. Hochhäuser sind dort ein Reizthema, seit der 209 Meter hohe Montparnasse-Turm im Süden die Pariser Stadtlandschaft nachhaltig verschandelt hat. Zu sehen sind all die Entwürfe in den nächsten Monaten im Palais Chaillot am Eiffelturm.