Walter Kasper: Der Älteste
Walter Kasper war nach dem Papst lange Zeit der ranghöchste Deutsche in der katholischen Kirche. Und wie Benedikt XVI. hat auch Kasper als Dogmatik-Professor gelehrt, bevor er Bischof und Kurienkardinal in Rom wurde.
So ähnlich der Weg der beiden war — in seinem Denken unterscheidet sich Kasper sehr von seinem Weggefährten Joseph Ratzinger. Am Dienstag wurde der ehemalige Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart 80 Jahre alt. Im Konklave wird er der älteste Kardinal sein. Teilnehmen darf er nur, weil er am Tag des Rücktritts des Papstes noch 79 war.
Leitbegriff seines Gottesdenkens ist die Freiheit: „Der biblische Gott vereinnahmt nicht, er setzt frei.“ 1993 wagte er einen Vorstoß für mehr Freiheiten in der Kirche. Er wollte wiederverheiratete Geschiedene nicht mehr von der Kommunion ausschließen. Doch der oberste Glaubenshüter im Vatikan, Kardinal Joseph Ratzinger, schmetterte das Anliegen ab. Mehr Freiheiten wollte Kasper auch den Ortskirchen geben — keine Chance.
Geboren wurde Kasper in Heidenheim. 1957 ließ er sich zum Priester weihen. Schon als 31-Jähriger wurde er Dogmatik-Professor in Münster, wo damals auch Ratzinger lehrte. dpa