Wikileaks-Chef Julian Assange unter Druck
Der Chef der Enthüllungsplattform wusste früh von der Datenpanne — und soll Informanten nicht rechtzeitig gewarnt haben.
Berlin. Im Spätherbst 2010 blickte die Welt mit einer gewissen Häme auf die USA und wunderte sich, dass der mächtigste Staat der Welt so schlecht auf seine Geheimnisse aufgepasst hat.
Damals wurden die Namen der Personen unkenntlich genannt, die in den gut 250 000 US-Botschaftsdepeschen genannt und besonders gefährdet waren.
Nun sind die Originaltexte im Internet aufgetaucht, und es zeigt sich, dass die als Enthüller angetretenen Computerexperten auch nicht auf die Sicherheit der ihnen anvertrauten Daten aufpassen konnten.
Es begann damit, dass Wikileaks die Kontrolle über den riesigen Datenbestand verlor — weil Gründer Julian Assange die Originale an Medienpartner wie die britische Zeitung „The Guardian“ gegeben hat.
Im Februar beschrieb der „Guardian“-Journalist John Leigh in einem Buch, wie Assange ihm das Passwort für die Daten gab. Er habe es ihm auf einem Stück Papier aufgeschrieben — mit dem Hinweis, dass es binnen Stunden wieder gelöscht werde.
Das hat offensichtlich nicht geklappt. Seit der Buchveröffentlichung im Februar war das Passwort für alle Welt erkennbar. Was noch nicht so schlimm gewesen wäre, wenn die Daten von Wikileaks nur auf einem Server gelagert worden wären. Seit der Verhaftung von Julian Assange haben Unterstützer die Daten aber dutzendfach „gespiegelt“ und sie auf anderen Servern geparkt.
In kleinen Zirkeln von Netz-Aktivisten war die Datenpanne seit Wochen bekannt. Nachdem mehrere Medien darüber berichteten, geht Wikileaks jetzt in die Offensive. Zu spät wie Kritiker finden. Assange hätte die Informanten im Vorfeld vor einer möglichen Enttarnung warnen müssen, heißt es. Jetzt müssten diese in Angst leben.