Zum 80. Geburtstag: Helmut Kohl erhält überraschend Lob vom Rivalen
Helmut Schmidt: „Habe ihn lange unterschätzt.“
Hamburg. Die Altkanzler Helmut Kohl und Helmut Schmidt haben außer ihren Vornamen wenig gemein - und galten von jeher als Erzrivalen. Umso überraschender ist das, was Helmut Schmidt nun zum 80. Geburtstag Kohls in der "Zeit" einräumt: "Ich habe ihn eigentlich bis in den Herbst des Jahres 1989 hinein unterschätzt und seinen Zehn-Punkte-Plan dann als erstaunliche Leistung empfunden."
Er sage auch heute, zwanzig Jahre später: "Dieser Plan war zu jenem Zeitpunkt eine Glanzleistung." In seinem Zehn-Punkte-Programm hatte Kohl am 28. November 1989 im Deutschen Bundestag die Eckdaten für eine Wiedervereinigung Deutschlands und Europas genannt.
Der 91-jährige Schmidt weiter: "Ich habe Kohl lange als Provinzpolitiker empfunden, seit dem Herbst 1989 aber als Staatsmann. Meine Sympathien und Antipathien hat das nicht berührt." So sei Schmidt etwa klar gewesen, dass Kohl "von Wirtschaft nicht sonderlich viel verstand".
Unterdessen gibt es innerhalb der CDU eine Debatte darüber, ob dem Altkanzler erneut der Ehrenvorsitz angeboten werden soll. Helmut Kohl hatte im Jahr 2000 wegen seiner Rolle in der CDU-Spendenaffäre auf den Ehrenvorsitz verzichtet.
Der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, sagte, der Ehrenvorsitz für Kohl wäre "eine Selbstverständlichkeit". Den 80.Geburtstag des Altkanzlers am 3. April bezeichnete Schlarmann als eine sehr gute Gelegenheit, "um alte Konflikte beiseite zu legen".
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe lehnte dies allerdings gestern ab. "Helmut Kohl hat selbst vor einiger Zeit intern wie öffentlich festgestellt, dass für ihn dieses Thema erledigt ist", sagte er. Ähnlich hatte sich am Wochenende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geäußert. "Diese Frage stellt sich jetzt nicht mehr", sagte die CDU-Chefin.
Kohl wird seinen 80. Geburtstag mit privaten Gästen zu Hause in Ludwigshafen feiern. Die offizielle Feier ist für den 5. Mai in Ludwigshafen geplant. Rund 1000 Gäste werden erwartet, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).