Zweimal gewählt: Das Kreuz mit dem doppelten Kreuz

Journalist Giovanni di Lorenzo räumt ein, zweimal gewählt zu haben — in Deutschland und Italien. Nun wird gegen ihn ermittelt.

Di Lorenzo hat am Sonntag in der ARD-Sendung „Günther Jauch“ freimütig berichtet, dass er bei der Europawahl zweimal gewählt hat - einmal als italienischer Staatsbürger im Konsulat des Landes in Hamburg, und ein zweites Mal als Bundesbürger in einer Hamburger Grundschule.

Foto: Paul Zinken

Hamburg. Hätte er besser geschwiegen? So aber hat Giovanni di Lorenzo nicht nur massenhaft Häme, Kritik und Kopfschütteln geerntet, sondern auch noch eine Strafanzeige wegen Wahlbetrugs (siehe Kasten). Der „Zeit“-Chefredakteur hatte erzählt, er habe gleich zweimal einen Stimmzettel beim Europa-Votum abgegeben.

Di Lorenzo besitzt als Doppelstaatler einen italienischen und einen deutschen Pass. Deshalb erhielt er zwei Wahlbenachrichtigungen — und füllte nach eigenem Bekunden dann auch zwei Wahlzettel aus, einmal als Italiener und einmal als Deutscher. Das berichtete der 55-Jährige am Sonntagabend freimütig in der ARD-Talkrunde „Günther Jauch“.

Das Eingeständnis verschlug nicht nur Gastgeber Jauch fast die Sprache, auch Mit-Talker Wolfgang Schäuble wollte und konnte die Aussage kaum fassen. Kopfschüttelnd stellte der CDU-Bundesfinanzminister fest: „Das kann ja nicht sein, dass die einen mehrfach wählen für dieses europäische Parlament und die anderen nur einmal.“

Nach einer Anzeige befasst sich nun die Justiz mit dem Fall. Die Anzeige kam von der Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen.

Das Kuriose am Fall Di Lorenzo: In einem Artikel ausgerechnet bei „Zeit Online“ wurden vier Tage vor der Europa-Wahl genau diese Fakten akribisch aufgelistet. Unter der Überschrift „Lücke im EU-Wahlsystem“ wurde exakt das Problem erörtert, dass nicht auszuschließen sei, dass Doppelstaatler möglicherweise zweimal ihre Stimme abgeben.

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