Amazon muss Schüler 150.000 Dollar zahlen
Firma hatte bei Fernlöschung von Daten auch Hausaufgaben vernichtet
Düsseldorf. Nachwehen eines Daten-Skandals in den USA: Ein Schüler und seine Anwälte kassieren jetzt 150.000 US-Dollar vom Internet-Handelshaus Amazon, weil das Unternehmen per Fernverbindung Daten vom elektronischen Lesegerät des Jungen gelöscht hatte.
Hintergrund: Im Juli hatte Amazon zwei sogenannte E-Books (= elektronische Bücher) vom Lesegerät Kindle zahlreicher Kunden entfernt, weil der Händler, der diese Bücher verkauft hatte, gar nicht die Rechte für den Verkauf besaß. Die "Fern-Löschung" ist technisch problemlos möglich, weil die elektronischen Lesegeräte in der Regel mit den Internet-Servern des Unternehmens verbunden sind.
Für die Löschaktion hatten die meisten Kunden allerdings wenig Verständnis: Sie ärgerten sich nicht nur über die Löschung der von ihnen korrekt gekauften und bezahlten Bücher - sondern vor allem auch über den heimlichen Zugriff Amazons aus dem Internet auf ihre Geräte.
Pikanterweise handelte es sich bei den gelöschten Büchern um die beiden Orwell-Klassiker "Animal Farm" (Farm der Tiere) und "1984" - und ausgerechnet der Roman "1984" handelt von einem totalitären Überwachungsstaat.
Zwar hatte Amazon den Kunden das bezahlte Geld wieder zurück überwiesen, doch der Aufschrei der Empörung war so groß, dass Amazon-Boss Jeff Bezos sich persönlich für den Fauxpas in aller Form entschuldigt hatte: Die betroffenen Kindle-Nutzer würden die Bücher wieder zurückbekommen und wer sie nicht mehr haben wolle, bekommt einen Einkaufsgutschein oder eine Entschädigung in Höhe von 30 Dollar.
Der 17-jährige Schüler Justin Gawronski und seine Anwälte erhalten jedoch deutlich mehr Geld. Der Schüler hatte das Lesegerät auch dazu benutzt, das Buch "1984" mit Randnotizen für eine Hausarbeit zu bearbeiten. Diese Notizen wurden zwar nicht gelöscht, aber durch das Verschwinden des Buches unbrauchbar.
Bedeutsam ist der Vorgang auch für Nutzer anderer sogenannter "tethered appliances" ( engl. = angebundene Geräte) - von iPhone und Blackberry bis hin zu mit dem Internet verbundenen Spielekonsolen, auf die die Hersteller via Funk oder Internet Zugriff haben. Denn auch bei diesen Geräten kann es - technisch gesehen - jederzeit zu solchen Löschungen von Programmen kommen.