Animateur und Zahlenmensch: Clubdirektor auf einem Luxusliner
Warnemünde (dpa/tmn) - Saubere Zimmer, gutes Essen, beste Unterhaltung: Clubdirektoren sorgen für den perfekten Urlaub - nicht nur in normalen Hotels, sondern auch an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Doch wie unterscheidet sich die Arbeit an Land und auf Wasser?
Warnemünde (dpa/tmn) - Saubere Zimmer, gutes Essen, beste Unterhaltung: Clubdirektoren sorgen für den perfekten Urlaub - nicht nur in normalen Hotels, sondern auch an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Doch wie unterscheidet sich die Arbeit an Land und auf Wasser?
Fünf Uhr morgens: Während die meisten Passagiere an Bord des Schiffes noch fest schlafen, macht Arne Johannsen seinen ersten Rundgang. Ist in den Küchen alles sauber? Ist das Obst am Büfett frisch? 17 Stunden später: Auftritt auf der Bühne des Bordtheaters. Gutgelaunt stellt Johannsen die Offiziere vor. Alltag eines Clubdirektors an Bord eines Kreuzfahrtschiffs.
Vor zehn Jahren war Johannsen zum ersten Mal an Bord eines Ozeanriesen. „Ich war gleich Feuer und Flamme“, erinnert er sich. Wenig später stand der gelernte Gastronom vor der Wahl: „Übernehme ich ein Hotel, oder gehe ich auf das Schiff?“ Die Entscheidung fiel für die See. Am Anfang war Johannsen Animateur. Doch schon auf der ersten Fahrt fiel der Entertainment-Manager aus, Johannsen übernahm den Posten. Den Job machte er sieben Jahre, danach Hoteldirektor und seit einem Jahr nun Clubdirektor - derzeit an Bord der „Aidasol“.
In dieser Position ist er der Chef für alles, was nichts mit Nautik und Technik zu tun hat. Sprich: Küche, Kabinen, Ausflüge, Unterhaltung, Bar und vieles mehr - rund 500 Mitarbeiter hat er unter sich. Bei den meisten anderen Reedereien ist das ähnlich - nur der Titel unterscheidet sich gelegentlich. Bei Tuicruises heißt der Clubdirektor zum Beispiel General Manager, bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten Cruisedirektor.
Doch was muss man als Qualifikation mitbringen? „Erfahrung im Hotelmanagement, hohe Belastbarkeit, gute organisatorische Fähigkeiten, gastorientiertes Denken“, zählt eine Sprecherin von Tuicruises auf. „Talent, Menschen anzusprechen, Bühnenerfahrung, touristische Affinität“, lauten die Voraussetzungen bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Eine klassische Ausbildung gibt es nicht: „Wir haben Quereinsteiger, die zum Beispiel vom Radio kommen“, erklärt Hapag-Lloyd-Sprecherin Negar Etminan. Aber es gebe auch Cruisedirektoren, die eine touristische Ausbildung absolviert und sich hochgearbeitet haben.
Und noch etwas unterscheidet die Tätigkeit an Land von der auf dem Wasser: Acht Monate sind Johannsen und seine Kollegen bei den anderen Reedereien in der Regel komplett an Bord - und das mit Sieben-Tage-Woche und bis zu 14-stündigen Arbeitstagen. „Im Unterschied zur Arbeit in einem normalen Hotel bin ich 24 Stunden mit meinem Arbeitsplatz unterwegs“, erklärt er.
Der Tag von Arne Johannsen beginnt früh: Nach dem ersten Kontrollgang steht Büroarbeit an. Zum Beispiel will die Reederei eine Auflistung, wie viele Müllbeutel am Vortag verbraucht wurden. Dann ist der Kontakt mit seinen Mitarbeitern eine seiner wichtigsten Aufgaben, natürlich neben dem mit den Passagieren. „Ich bin sehr viel im öffentlichen Bereich unterwegs und immer ansprechbar“, sagt Johannsen. Mittagessen gibt es wie alle andere Mahlzeiten in einer eigenen Kantine für die Besatzung.
Am Nachmittag gönnt sich Johannsen meist eine Ruhepause - der Abend kann schließlich lang werden. Bei etlichen Shows ist er präsent, moderiert den Eröffnungs- und Abschiedsabend, schwingt beim Crewmixen am Cocktailstand den Shaker, schmettert im bordeigenen Shantychor Seemannslieder.
„Jede Reise ist anders - andere Route, andere Menschen, andere Sonderwünsche“, erklärt er. Vieles macht Johannsen möglich, um vieles muss er sich kümmern: Dazu gehört zum Beispiel ein Heiratsantrag auf dem Pooldeck, vier zusätzliche Bettdecken in der Kabine, weil ein Gast extrem verfroren ist.
Alles in allem bezeichnet Johannsen seinen Job als ein riesiges Dominospiel. Er muss überlegen, was passiert, wenn ein Sänger erkrankt. Lässt sich die Show verschieben, muss deshalb vielleicht eine andere Show umbesetzt werden? Und was ist der Worst Case? Johannsen muss nicht lange überlegen: „Wenn das Bier ausgeht.“