Arbeit, nein danke: Die Kunst des Faulseins
Hamburg (dpa/tmn) - Karriere machen? Na klar! Aber dafür hart arbeiten? Nein, danke! Das geht nicht zusammen? Und ob! Die Kunst dabei ist, sich erfolgreich vor Arbeit zu drücken und trotzdem gut dazustehen.
Das ist gar nicht so schwer, wie es klingt.
Ohne Fleiß kein Preis? Wer's glaubt, wird selig. Denn Fleiß zahlt sich im Beruf längst nicht immer aus. Der Lohn für harte Arbeit ist nicht selten: mehr Arbeit. Wer früher fertig ist, darf schließlich nicht früher gehen, er bekommt die nächste Sache auf den Schreibtisch.
Die Fleißigen seien manchmal auch die Deppen im Job, erklärt die Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg. Sie liefen Gefahr, in eine Spirale zu geraten, in der ihnen immer mehr Arbeit aufgehalst wird. „Das sind oft Menschen, die sich aufreiben, weil sie schlecht 'Nein' sagen können.“ Dadurch ließen sich solche Mitarbeiter leicht von anderen ausnutzen. „Für den Chef ist das sehr bequem.“ Oft ist es lohnenswert, sich lästige Aufgaben vom Leib zu halten. Denn Kleinkram und Feinarbeit würden ohnehin weniger honoriert.
So drücken Büroangestellte sich erfolgreich vor Arbeit:
Delegieren: Die Königsdisziplin für Drückeberger. Denn delegieren heißt im Klartext: andere für sich arbeiten lassen. Eine Aufgabe bloß schnell loswerden, ist aber die falsche Devise, erklärt Theo Bergauer, Coach in Ratingen. Mitarbeiter nehmen sich also besser etwas mehr Zeit zum Erklären und Einweisen. Andernfalls müssen sie hinterher umso mehr ausbügeln.
Weiterdelegieren: Das ist Delegieren für Fortgeschrittene. Der Chef hat eine lästige Aufgabe zu vergeben? Dann zeigt man auf einen Kollegen, der eindeutig besser dafür geeignet ist. „Man kann ja sagen: 'Der hat das letzte Woche schon gemacht und ist da schon drin'“, sagt Bergauer. Denkbar sind aber auch Tauschgeschäfte. Ein Kollege will einem Arbeit aufhalsen? Das ist eine gute Gelegenheit, etwas anderes loszuwerden. Dazu kann man den Vorgesetzten einschalten und ihn fragen: „Chef, was hat jetzt Priorität?“, rät Hermann Refisch, Karriereberater aus Frankfurt am Main. Oder man lässt ihn die Aufgaben neu verteilen - etwa so: „Bitte sagen Sie mir, was ich dafür liegenlassen soll. Darf ich das dann an den Kollegen abgeben?“
Nein sagen: Am besten ist es natürlich, lästige Aufgaben gar nicht erst auf den Schreibtisch zu bekommen. Dazu muss man ab und zu einfach mal „Nein“ sagen. Refisch empfiehlt in so einer Situation ein Vorgehen in vier Schritten: Erstens wiederholen Beschäftigte die Aufforderung neutral und nüchtern. Das verschafft einem Klarheit und mehr Zeit zum Nachdenken. Als Zweites heißt es: Luft holen und „Nein“ sagen. Das müssen Arbeitnehmer im dritten Schritt aber begründen. Und viertens schlagen sie am besten eine Alternative vor, um nicht zu abweisend zu wirken.
Sich dumm stellen: „Wenn ich eine Sache gut mache, muss ich sie das nächste Mal wieder machen“, erklärt Bergauer. Und umgekehrt gilt: Wer sich dumm anstellt, bekommt weniger Aufträge. „Der andere denkt sich dann: Bevor ich dem das erklärt habe, mache ich es lieber selbst.“
Teamwork: Ein echtes Erfolgsmodell ist Hofert zufolge der „lazy coworker“, also der faule Teamkollege, der sich auf den Leistungen der anderen ausruht. „Die kommen oft sehr gut damit durch.“ Besonders fies, aber effektiv: „Wenn einer überhaupt nichts gemacht hat, aber am Ende die Präsentation hält.“ Denn so ernte er auch noch die Lorbeeren für die Arbeit der anderen.
Aussitzen: Es droht Arbeit? Dann heißt es erstmal abwarten. Manches erledigt sich von selbst. Bei dem Rest muss man entscheiden: Ist es wichtig oder nicht? Unwichtiges könne man einfach unter den Tisch fallen lassen, sagt Hofert. Später krähe dann oft kein Hahn mehr danach. Und wenn doch, ist es auch nicht so schlimm - es war doch nicht so wichtig!
Beschäftigt wirken: Faulheit ist eine Gabe, die man geheimhalten muss. Denn man kann sich nur erfolgreich vor der Arbeit drücken, wenn es keiner merkt. Im Büro könnten Mitarbeiter zum Beispiel Termine vorgeben oder angestrengt in den Monitor starren, wenn jemand etwas von einem will, sagt Hofert.
Literatur:
Maier, Corinna: Die Entdeckung der Faulheit: Von der Kunst, bei der Arbeit möglichst wenig zu tun, Goldmann-Verlag, 160 Seiten, 6,95 Euro, ISBN-13: 978-3442153954