Die Chemie muss stimmen: Wie Berufstätige einen guten Coach finden
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Der eine will im Job noch einmal richtig durchstarten, der andere bewusster die Balance zwischen Beruf und Privatleben finden: Manche Schwierigkeiten lösen Berufstätige besser mithilfe eines Coaches.
Doch wie den richtigen finden?
Wer auf der Suche nach einem Coach ist, kommt aus dem Staunen nicht heraus: Trainings mit Pferd, Hund oder Falken sollen sensibler für den Umgang mit anderen machen. Oder dies: Um die Kommunikation zu schulen, sollen sich Kollegen im Dunkeln austauschen.
Beim Thema Coaching ist das Angebot reichlich bunt. Wer auf der Suche nach Unterstützung ist, kann dabei schnell den Überblick verlieren. Dazu kommt, dass die Berufsbezeichnung Coach in Deutschland nicht geschützt ist. Derzeit arbeiten hierzulande rund 9000 Menschen als Coach, schätzt Christopher Rauen, Vorsitzender des Deutschen Bundesverbandes Coaching (DBVC) in Frankfurt am Main.
Oft ist ein Coach genau der Richtige, um mit ihm Sorgen oder neue Herausforderungen im Job zu besprechen. Was beim Austausch mit Freunden und Familie fehlt, ist oft der Blick von außen. Ein Coach begleitet seinen Klienten, stellt Fragen und regt so zum Nachdenken an.
„Es geht nicht darum, die Persönlichkeit zu verändern. Vielmehr ist entscheidend, dass der Klient seine Wahrnehmung reflektiert und alternative Handlungsweisen selbst entwickelt“, erklärt Susanne Neeb. Sie ist Coach von „Neebconsulting“ in Groß-Umstadt bei Frankfurt am Main. „Ein Coach ist kein Berater, der Lösungstipps gibt.“
Doch genau das stellen sich viele Klienten vor, hat Zaina Matar beobachtet, Coach mit Schwerpunkt auf interkulturelles Coaching in Stuttgart. Sie wollten ein Rezept und jemanden, der sagt, was zu tun ist. Bei einem Coaching aber gehe es darum, dazuzulernen und den eigenen Weg zur Lösung des Problems zu finden, mitunter auch auf Umwegen.
Der Stundensatz eines Coaches liegt in der Regel zwischen 100 und 500 Euro. Die Krux: „Wer günstig ist, ist nicht unbedingt schlecht, und wer viel Geld verlangt, muss nicht gut sein“, erklärt Neeb. Was zählt, ist die Chemie zwischen beiden Parteien.
Wer sich auf die Suche nach einem Coach macht, kann zunächst bei der Personalabteilung des Arbeitgebers anfragen - meist gibt es dort einen Pool mit Coaches. Gut sei auch, sich im Bekanntenkreis umzuhören und dort um eine Empfehlung zu bitten, rät die Stiftung Warentest. Außerdem helfen die Portale coachingportal.de und coach-datenbank.de im Netz.
Potentielle Coaches sollte man vor allem an einem messen: „Lebens- und Berufserfahrung“, rät Matar. Rauen empfiehlt: „Man sollte mehrere Angebote - mindestens drei - einholen und sich erläutern lassen, welche Qualifikation ein Coach mitbringt.“
Auch sollten Berufstätige einen Anbieter vorab persönlich kennenlernen. Bei seriösen Coaches ist ein Vorgespräch immer kostenlos - und sie vereinbaren dies auch schriftlich. „Im Gespräch sollte man fragen, wie sich der Coach die Vorgehensweise vorstellt“, rät Neeb. Auch Referenzen vervollständigen das Bild.
Für eine Entscheidung sollte man sich anschließend Zeit nehmen. Ist sie gefallen, wird in einem Vertrag der Stundensatz vereinbart. „Es muss auch festgehalten werden, dass beide Seiten das Coaching jederzeit beenden können“, sagt Rauen. Entweder, weil es zwischen den beiden Parteien nicht stimmt und ein neuer Coach gesucht werden soll - oder auch, weil der eine oder andere lieber mit Falken trainiert.