Extraportion Motivation: Frühstudium fordert Eigeninitiative

Osnabrück (dpa/tmn) - Als Schüler an die Uni? Das Frühstudium macht es möglich. Schon vor dem Abschluss können Jugendliche Vorlesungen an der Uni besuchen. Wer sich für ein Juniorstudium interessiert, muss allerdings häufig selbst aktiv werden.

Ein Frühstudium eignet sich für begabte Schüler - es verlangt aber eine Extraportion Motivation. Denn oft müssen sie den Weg zur Uni ohne die Unterstützung ihrer Schule gehen, sagte Claudia Solzbacher. Die Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück hat eine Studie zum Frühstudium gemacht. Dabei zeigte sich, dass nur wenige Lehrer Schüler über diese Möglichkeit informieren. Schüler sollten deshalb nicht darauf warten, dass die Lehrer ihnen ein Frühstudium vorschlagen. Wenn es sie interessiert, sollten sie einfach selbst aktiv werden und eine Hochschule kontaktieren.

Viele Lehrer förderten außerdem nur Schüler mit sehr guten Noten. Dabei fallen Hochbegabte häufig hinten herunter, warnt Prof. Solzbacher. Viele von ihnen seien im Unterricht nur Durchschnitt, da sie sich langweilen. „Für sie wäre das Frühstudium ein guter Kick.“ Auch Schüler mit Migrationshintergrund oder aus weniger wohlhabenden Familien sind im Frühstudium unterrepräsentiert.

Mehr als 50 Universitäten in Deutschland bieten ein Frühstudium an. Jede von ihnen hat einen Beauftragen, an den sich Schüler wenden können. Er vermittelt den Kontakt zu Dozenten oder Tutoren. So können Schüler einen ersten Eindruck vom Frühstudium bekommen.

Wollen sie sich an der Hochschule versuchen, gibt es dafür kaum Voraussetzungen. Da sie das Studium außerhalb der Unterrichtszeiten absolvieren, brauchen sie für die meisten Unis keine Genehmigung und kein Gutachten der Schule. Außer der Universität in Würzburg ist Solzbacher auch keine andere Uni bekannt, die Schüler vorab mit einem Test konfrontiert. Studiengebühren und - beiträge müssen die Schüler nicht bezahlen. Die Eltern sollten aber einverstanden sein.

Was die Fächer angeht, haben die Schüler fast völlige Freiheit - bis auf Medizin ist alles erlaubt. Viele nutzen es als eine Art Schnupperstudium, fand Solzbacher in ihrer Studie heraus. Sie prüfen: „Gefällt mir dieses Fach?“ und vertiefen ihre Interessen. Nur wenige zielen darauf ab, damit das spätere Studium abzukürzen. Das Recht darauf, dass ihnen die erbrachten Leistungen anerkannt werden, haben Schüler ohnehin nur an der Universität, an der sie das Frühstudium gemacht haben. Aber: „Mittlerweile rechnen es auch viele andere Unis an.“

Pro Semester besuchen ihren Recherchen zufolge rund 1700 Schüler die Universitäten. Zum Teil beginnen die Unis nun auch, das Frühstudium übers Internet zu ermöglichen - für Schüler, die zu weit entfernt wohnen.

Der Durchschnitts-Frühstudent besucht drei Veranstaltungen pro Semester - aber auch hier gibt es keine Vorgaben. Theoretisch sind mehr möglich. Dann sollten die Schüler aber vorsichtig sein, dass die Schulnoten nicht unter der doppelten Belastung leiden. Das Frühstudium abzubrechen, falls die Belastung doch zu groß ist, sei kein Problem, sagte Solzbacher.