Forscher: Wenige Firmen bilden auf Vorrat aus
Nürnberg (dpa) - Trotz des drohenden Fachkräftemangels sorgen derzeit nur wenige Firmen vor und bilden junge Leute auf Vorrat voraus. Das sagt der Nürnberger Arbeitsmarktforscher Hans Dietrich.
„Mit dem aktuell steigenden Lehrstellenangebot reagieren die meisten Firmen allein auf die aktuell gute Auftragslage im Zuge der guten Konjunktur“, betonte Dietrich, der beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt beobachtet. Noch immer scheuten vor allem kleinere Firmen die teils hohen Kosten für Ausbildung und stellten junge Leute nur dann ein, wenn sie akut gebraucht würden. Dies sei derzeit in vielen Betrieben der Fall.
Daher habe sich die Lage auf dem Lehrstellenmarkt in diesem Jahr weiter entspannt, urteilt Ausbildungsmarkt-Experte Dietrich. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hatte es Ende Juli noch 135 700 freie Lehrstellen gegeben. Dem hätten 145 800 junge Frauen und Männer gegenübergestanden, die bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hatten. Die Lücke dürfte sich nach Prognosen der Bundesagentur bis Ende September weiter schließen.
Dass derzeit zunehmend schwächere Jahrgänge auf den Ausbildungsmarkt strebten, wirkt sich nach Dietrichs Erkenntnissen noch verhältnismäßig wenig aus. Wegen der doppelten Abiturjahrgänge in Bayern und Niedersachsen entschieden sich mehr Abiturienten als in den Vorjahren für eine Lehre und dämpften damit die Auswirkungen des demografischen Wandels. Auch mit dem Aussetzen der Wehrpflicht wachse der Bedarf an Lehrstellen. „Wenn wir diese beiden Effekte abziehen, gäbe es sicherlich im Moment noch mehr freie Ausbildungsplätze“, sagte Dietrich.