Wie Firmen mit Gezwitscher am Arbeitsplatz umgehen
Berlin (dpa) - Gelästert wurde schon immer - auch oder gerade am Arbeitsplatz. Heute landen solche Meinungsäußerungen nicht selten online. Wie gehen die Unternehmen damit um?
Dass Mitarbeiter über den Chef lästern oder sich über Probleme im Büro beschweren, ist nichts Neues. Neu aber ist, dass solche wenig schmeichelhaften Meinungen heute oft nicht in der Teeküche oder beim Feierabend-Bier verhallen, sondern dank Twitter, Facebook oder Bewertungs-Websites wie meinchef.de ein großes Publikum erreichen können. Und auf Whistleblowing-Plattformen können Verstöße gegen das Gesetz gemeldet werden. Die Unternehmen reagieren mit weichen Regeln - und harten Verboten.
Einige sperren Dienste wie Facebook und Twitter im Büro komplett, etwa Porsche. Darüber könnten Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nach außen dringen, fürchtet der Sportwagenhersteller. Andere versuchen, ihre Mitarbeiter mit Regeln zu einem verantwortungsvollen Umgang zu bewegen, etwa die Deutsche Telekom. „Schützen Sie vertrauliche Daten und Informationen: Die des Unternehmens, seiner Mitarbeiter, Kunden und Partner und Ihre eigenen“, heißt es darin extra. Aber auch: „Für Ihre Äußerungen und Ihr sonstiges Verhalten in Social Media sind Sie persönlich verantwortlich.“
Verbieten lassen sich Facebook, Twitter und YouTube nicht, meint der Rechtsanwalt und Blogger Carsten Ulbricht, der sich auf Internet und Social Media spezialisiert hat. Er hält daher Social-Media-Regeln für sinnvoll, um den Mitarbeitern beim Umgang mit den neuen und für sie oft ungewohnten Medien zu helfen. „Viele Nutzer melden sich zu Wort, ohne die rechtlichen Grenzen zu kennen und die kommunikativen Folgen abzusehen.“ Die Regeln könnten sie für Probleme sensibilisieren. Ulbricht nennt das einen „kontrollierten Kontrollverlust“.
Whistleblower geben dagegen bewusst Informationen nach außen. Durch das Internet sei es deutlich leichter geworden, Missstände anonym zu melden, sagt Ulbricht - Wikileaks habe das Prinzip weltweit bekannt gemacht. Mit Social-Media-Regeln erreiche man diese Mitarbeiter nicht - wenn Unternehmen ihre Rechte verletzt sehen, müssen sie daher vor Gericht gehen.