Grundschüler lernen Rechnen durch Schätzen
München (dpa/tmn) - Kinder brauchen ein Gefühl für Zahlen. Dann fällt ihnen auch das Rechnen leichter. In der Grundschule sollten sie deshalb das Schätzen von Größenordnungen lernen. Nur wer das draufhat, kann später eins und eins zusammenzählen.
Lernen Kinder in der Grundschule das Schätzen, tun sie sich mit Rechenaufgaben leichter. Das Gefühl für Größenordnungen sei fundamental für das mathematische Verständnis, fanden Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) in einer neuen Studie heraus: Erstklässler, deren Zahlgefühl gefördert wurde, verbesserten sich auch beim exakten Rechnen - und zwar genauso stark wie Mitschüler, die den exakten Umgang mit Zahlen trainiert hatten.
Nur wer Größenordnungen einschätzen könne, entwickle auch eine gute Zahlenvorstellung. Dazu gehöre etwa, ohne nachzurechnen zu wissen, dass die Differenz von 85 zu 100 geringer ist als die von 85 zu 25 oder dass es leichter sein kann, statt plus 19 im Kopf plus 20 minus 1 zu rechnen. Die Wissenschaftler der TUM hatten 200 Erstklässler mehrerer Schulen vier bis fünf Wochen getestet. Die eine Gruppe lernte Überschlagsrechnen, Schätzen und Zahlenvergleiche, die andere Gruppe das exakte Rechnen.
Am Ende der Zeit wurde die Kompetenz der Schüler im Umgang mit Zahlen getestet. Die Kinder mussten etwa fehlende Stellen in einem Zahlenstrahl ersetzen, aber auch Rechenaufgaben mit exakten Ergebnissen lösen. Als Ergebnis stellten die Wissenschaftler fest: Beide Gruppen hatten gleich große Lernfortschritte gemacht. Die Forscher plädieren deshalb dafür, Grundschüler stärker in ihrem Gespür für Zahlen zu fördern.