Kaderschmiede der Bundeswehr - 40 Jahre Unis München und Hamburg
Neubiberg/Hamburg (dpa) - Das Wort Kaderschmiede hören sie nicht so gerne, dennoch wird an den Universitäten der Bundeswehr in Neubiberg bei München und Hamburg die künftige Elite ausgebildet. Jetzt feiern beide Unis ihr 40-jähriges Bestehen.
Die Studenten der Universitäten der Bundeswehr in München und Hamburg müssen nicht jobben und sind auch nicht auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Sie erhalten Sold - ein Vorteil des Studiums beim Bund. Dafür müssen sich die Offiziersanwärter aber 13 Jahre an die Bundeswehr binden. Immerhin seit 40 Jahre gibt es die beiden Bundeswehr-Unis jetzt.
Der Lehrbetrieb in Hamburg startete im Oktober 1973 noch als Hochschule der Bundeswehr mit 297 Studenten - 1985 erfolgte die Umbenennung in Universität. Heute gibt es rund 2500 Studierende an vier Fakultäten, davon knapp 14 Prozent Frauen. Vor allem für die Ingenieurwissenschaften gibt es kaum Interessentinnen. „Da arbeiten wir dran“, sagt der Sprecher der Bundeswehruniversität Hamburg, Dietmar Strey. Angeboten werden zudem Fächer wie Politik, Geschichte und Psychologie. Die materielle Absicherung ist für viele Interessenten verlockend. „Ein lediger Leutnant in der Mitte seines Studiums bekommt etwa 1700 Euro netto“, berichtet Strey. Uniformen sind während der Lehrveranstaltungen nicht üblich.
Seit 2003 trägt die Universität mit einem Jahresetat von zuletzt knapp 55 Millionen Euro den Namen ihres Initiators, Altkanzler Helmut Schmidt (SPD). 96 Professoren unterrichten im Stadtteil Jenfeld, einen Numerus clausus gibt es nicht. „Die Helmut-Schmidt-Universität ist integraler Bestandteil der Hamburger Hochschullandschaft“, sagt Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). „Der Schlüssel zu verantwortungsvoller Führung heißt Bildung.“ In diesem Bewusstsein bereite die Universität junge Menschen auf Führungspositionen in Militär, Wirtschaft und Wissenschaft vor.
Großes Thema im Jubiläumsjahr, das im März mit einem Empfang des Hamburger Senats eingeläutet worden war, ist die Öffnung der Universität für zivile Studenten - etwa aus Industrie oder Ministerien. 2002 schrieb sich der erste „Zivi“ ein, aber auch derzeit sind es nur zwei. „Wir haben das strategische Ziel, uns weiter zu vernetzen“, erklärt Strey. Zudem sollen so freie Studienplätze belegt werden.
Anders als an Landesuniversitäten studieren die Offiziersanwärter an den Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und München in Trimestern. Aushängeschild sind ein Studium der kurzen Wege auf dem Campus und die individuelle Betreuung der Studierenden in Kleingruppen. Bereits nach vier Jahren Regelstudienzeit ist der Master möglich. Die meisten wohnen in eigenen Zimmern auf dem Campus. Die Abschlüsse sind denen an Landesuniversitäten gleichwertig.
Die Universität der Bundeswehr München liegt im südlichen Vorort Neubiberg. Süffisant wird 40 Jahre nach Gründung der Hochschule von Uni-Verantwortlichen daran erinnert, dass die bayerische Landeshauptstadt der Bundeswehr auf dem eigentlich dafür vorgesehenen Areal im Stadtteil Schwabing einst die Baugenehmigung versagte. So kam die Kaderschmiede der Bundeswehr auf den 140 Hektar großen einstigen Fliegerhorst.
Heute erfahren dort fast 3000 angehende Offiziere ihre wissenschaftliche Ausbildung. Der Frauenanteil liegt bei zehn Prozent, auch rund 150 ausländische Offiziere und Studenten sowie an die 50 zivile Studierende sind an den sieben Fakultäten, darunter Informatik sowie Luft- und Raumfahrttechnik, immatrikuliert. 170 Professoren und nahezu 250 wissenschaftliche Mitarbeiter besorgen die Ausbildung.