Ohne Praktikum wird es schwer: Bewerben als Quereinsteiger
Berlin (dpa/tmn) - Die Friseurin, die eine Allergie gegen Pflegeprodukte bekommt und der Handwerker mit Rückenproblemen: Gründe für eine Neuorientierung in der Berufswelt gibt es viele. Zum Glück sind viele Branchen offen für Quereinsteiger.
Auf diese fünf Punkte sollten Bewerber achten:
Vorab ein Praktikum machen: Egal, ob vor Schülern unterrichten, künstlerisch tätig sein oder etwas mit Menschen machen: In der Theorie klingen viele Jobs interessant. Doch die Realität sieht oft anders aus. Vor einem Quereinstieg sollten Berufstätige unbedingt ein Praktikum machen, sagt Karriereberaterin Christina Panhoff aus Berlin. Das ist eine gute Möglichkeit, falsche Vorstellungen zu korrigieren. Und vor allem erfährt man so am ehesten, welche Kompetenzen man in dem Job braucht. Im Idealfall ist die Hospitanz bereits in dem Betrieb, in dem Berufstätige sich bewerben möchten.
Auf jeden Fall sollte man die Kollegen befragen, rät die Bonner Personalberaterin Viktoria Balensiefen: Welche Fähigkeiten braucht es in dem Beruf? Welche Vorteile hat der Job und welche Nachteile? Wer kein Praktikum machen kann, sollte sich im Bekanntenkreis umhören, ob es jemanden mit entsprechender Berufserfahrung gibt.
Anforderungen des Berufs kennen: Damit es mit der Bewerbung klappt, müssen Berufstätige bereits in ihren Bewerbungsunterlagen zeigen: Ich weiß, was die Anforderungen in dem Job sind, und ich kann sie erfüllen. Braucht es für den neuen Job viel Teamfähigkeit? Dann machen Sie in der Bewerbung deutlich, dass Sie diese Kompetenz mitbringen, rät Balensiefen. Gut zu wissen: Bewerber müssen nicht unbedingt mit ihrer Arbeitserfahrung argumentieren. „Man kann auch auf Hobbys verweisen“, sagt Panhoff. Wer viel Berufserfahrung hat, kann auch das als Begründung anführen. Das kann durchaus ein Qualitätsmerkmal sein, sagt Jürgen Hesse, Karrierecoach aus Berlin. Wer bereits viel erlebt hat, punktet mit seinem großen Erfahrungsschatz.
Leidenschaft erklären: Der Quereinstieg wirft für viele Personaler die Frage auf: Wieso nun der Wechsel? Bewerber können punkten, wenn sie darlegen, dass sie für den Beruf brennen. Ihnen mögen zwar einzelne Kompetenzen fehlen. Doch dafür sind sie häufig ungeheuer motiviert. Ein Beispiel: Jemand war lange Bäcker, möchte nun aber in die Kfz-Werkstatt wechseln. Bewerber können dann schreiben: „Ich repariere schon seit meiner Jugendzeit Autos“ oder „Ich bin leidenschaftlicher Schrauber und möchte endlich beruflich das tun, was mir schon immer großen Spaß macht.“
Gut ist auch, bereits im Anschreiben das Angebot zu machen, ein paar Tage unbezahlte Probearbeit zu machen. Das beweist Einsatz. Außerdem sollten Jobsuchende für die im Anschreiben geschilderten Fähigkeiten Belege haben. Um im Beispiel zu bleiben: Wer schon immer eine Leidenschaft für Autos hatte, kann Bilder von Fahrzeugen beilegen, die er bereits repariert hat.
Weiterbildungsbereitschaft signalisieren: Quereinsteiger bringen für Arbeitgeber immer ein gewisses Risiko mit. Beweist der Bewerber sich wirklich in seinem neuen Posten? Panhoff empfiehlt, in der Bewerbung deutlich zu machen, dass man sich weiterbilden möchte. „Schreiben Sie, dass Sie sich auf die neuen Herausforderungen freuen, sich einarbeiten und lernen wollen.“ Perfekt sei, wenn Bewerber ihren Unterlagen Zeugnisse von absolvierten Weiterbildungen und Kursen beilegen können. „Wer noch keine Weiterbildung gemacht hat, kann auf eine konkret geplante verweisen, um zu zeigen, dass man am Ball ist.“
Authentisch sein: Die Bewerbungsmappe kann noch so überzeugend sein, im Vorstellungsgespräch müssen Bewerber sich trotzdem kritische Nachfragen gefallen lassen - zum Beispiel: Glauben Sie, dass Sie das schaffen? „Ich rate dazu, möglichst authentisch zu bleiben“, sagt Panhoff. „Erzählen Sie offen und ehrlich, warum der neue Job Sie reizt.“ Über Lücken im Lebenslauf reden Jobsuchende am besten möglichst offen. Außerdem sollten sie eine plausible Erklärung dafür haben, wie es dazu kam. „Wichtig ist, selbstbewusst aufzutreten.“ Bei Zweifeln an der Eignung gilt es, nicht einzuknicken, sondern deutlich zu machen: „Ich traue mir den Quereinstieg zu und weiß, was ich leisten kann und wo ich hin will.“