Viele denken auch nach Feierabend an Pflichten
Berlin (dpa) - Aus dem Büro nach Hause kommen, die Füße hochlegen und noch immer an die Arbeit denken: Für viele Menschen in Deutschland ist das Alltag. Bevor sie sich nach Feierabend entspannen können, vergeht bei 38 Prozent der Bürger etwa eine, bei sechs Prozent sogar mehrere Stunden.
Das geht aus der Befragung „Freizeit-Monitor“ 2015 hervor.
Der „Freizeit-Monitor“ gibt seit 1986 regelmäßig Auskunft zum Freizeitverhalten der Deutschen. Für die aktuelle Untersuchung wurden im Juli 2000 Menschen ab 14 Jahren persönlich befragt. Die Frage nach der Dauer bis zur tatsächlichen Entspannung am Abend wurde der gesellschaftlichen Debatte wegen zum ersten Mal gestellt, wie Studienleiter Ulrich Reinhardt erläuterte.
Zwar schafft es nach eigener Aussage knapp die Hälfte der Deutschen (48 Prozent), sich sofort zu entspannen. „Ich hätte den Wert aber noch höher erwartet“, kommentierte Reinhardt. Viele Befragte seien jedoch ständig erreichbar, was ihre Freizeit beeinträchtige.
E-Mails, SMS und andere Handy-Kommunikation nach Feierabend stehen seit längerem in der Kritik, weil ein Zusammenhang mit Stress und psychischen Erkrankungen bei Arbeitnehmern vermutet wird. Einige Unternehmen regeln inzwischen den Einsatz von Smartphones oder Tablets in der Freizeit.
Die Befragung zeigt tatsächlich, dass manche abends gar nicht von ihren Pflichten loskommen: Acht Prozent der Teilnehmer gaben an, dass es für sie nie wirklich Feierabend gebe. Dies betrifft den Angaben zufolge jedoch vor allem Hausfrauen (26 Prozent) und Selbstständige (14 Prozent). Arbeiter und Angestellte konnten sich der Befragung zufolge vergleichsweise rasch von ihren Pflichten erholen.
Dass die Arbeit auch abends beschäftigt, hat für Studienleiter Reinhardt auch einen nicht-technischen Grund: „Auch das soziale Gefüge hat sich verändert“, meinte er. Die gestiegene Zahl von Singles und Kinderlosen führe dazu, dass im Vergleich zu früher mehr Menschen Arbeitskollegen als Freunde hätten. „Da wird dann natürlich auch über Arbeit gesprochen.“