Wie werde ich ...? Tierpfleger

Hannover (dpa/tmn) - Thomas Dörflein ist als „Pflege-Papa“ von Eisbär Knut weltweit berühmt geworden. Aus Asien und Amerika kamen Besucher nach Berlin, um beiden beim Knuddeln zuzusehen. Normalerweise sieht die Arbeit als Tierpfleger im Zoo aber anders aus.

„Wie süß!“ - das dürfte mancher denken, wenn er Zoosendungen im Fernsehen sieht. Darin werden oft niedliche Tierbabys gezeigt, die einfach nur zum Knuddeln aussehen. Streicheln steht aber nicht sehr weit oben auf der Aufgabenliste eines Tierpflegers im Zoo. „Wir sind nicht den ganzen Tag in der Anlage, um zu spielen oder zu kuscheln“, sagt Christina Schweigert, die im Zoo in Hannover eine Ausbildung zur Tierpflegerin absolviert hat. „Anders als man das von den Fernsehsendungen her kennt, machen wir die meiste Zeit des Tages sauber.“

Etwa 70 bis 80 Prozent des Tages verbringen Tierpfleger mit Putzarbeiten. Die Käfige müssen ausgemistet und die Scheiben gewischt werden. „Das kann durchaus schmutzig und stinkig werden“, sagt Carsten Knott, Sprecher des Berufsverbandes der Zootierpfleger. Das Desinfizieren der Käfige ist wichtig. Denn wo viele Tiere zusammen sind, können sich leicht Krankheiten ausbreiten.

Außerdem gehören das Füttern und Zubereiten der Tiernahrung zu den Aufgaben eines Pflegers. Sie müssen außerdem Obst und Gemüse schnippeln und sogar kochen. Manche Tiere bekommen von den Pflegern auch „Eisbomben“ zubereitet - in Wasser eingefrorene Nahrung. Sie sollen dafür sorgen, dass die Tiere länger mit dem Fressen beschäftigt sind. Zur Arbeit gehört auch das Einrichten des Geheges. Dafür müssen Tierpfleger auch mal Bäume einpflanzen.

Um Tierpfleger zu werden, ist kein bestimmter Schulabschluss nötig. Allerdings bevorzugen Zoos meist die mittlere Reife. „Man muss gut rechnen können“, erklärt Knott. Nur so können Tierpfleger die benötigte Fläche für ein Gehege oder die richtig Nahrungsmenge ermitteln. Auch Englisch ist wichtig. Denn die Tierpfleger tauschen sich weltweit mit anderen Zoos aus.

Das Tier muss bei der Arbeit an erster Stelle stehen. „Das Herz muss dafür schlagen“, sagt Thomas Trenka, Berufsberater bei der IHK Hannover. Das sieht auch Christina Schweigert so: „Ohne Leidenschaft braucht man gar nicht anfangen“, sagt sie über ihren Beruf. Sie ist auf dem Land aufgewachsen und hatte immer mit Tieren zu tun. Deswegen habe die Berufswahl für sie nahegelegen.

Tierpfleger brauchen auch Geduld und Einfühlungsvermögen. „Es kann schwierig sein, je jünger man ist, die Emotionen der Tiere zu verstehen“, sagt Knott. Tierpfleger müssen sich in ein Tier hineinversetzen können, ohne die eigenen Bedürfnisse auf das Tier zu übertragen. Ein Löwe bleibt ein Fleischfresser, auch wenn man selbst Vegetarier ist. Deswegen darf ein Tierpfleger auch nicht zimperlich sein. Auch Vegetarier müssen Futtertiere töten können, Meerschweinchen verfüttern oder Insektenlarven berühren. „So etwas muss man anfassen und mitunter auch pflegen“, sagte Knott.

Trotz aller Fähigkeit zur Empathie sollten Tierpfleger nicht zu emotional sein. „Man sollte psychisch stabil sein. Denn man baut schon eine Bindung zu den Tieren auf, und wenn die dann mal krank sind, leidet man mit“, sagt Schweigert. Der Beruf verlangt auch eine ordentliche Portion Flexibilität. „Man sollte sich bewusst sein, dass man sehr früh aufstehen muss, auch am Wochenende und an Feiertagen.“ Und die Arbeit kann körperlich anstrengend sein. Gerade dies unterschätzten viele, hat Knott beobachtet.

Wer sich trotz allem für den Beruf entscheidet, kann sich nicht nur im Zoo bewerben. Lehrstellen gibt es auch im Labor oder Tierheim. Dort wird in den Fachrichtungen „Forschung und Klinik“ oder „Tierheim und Tierpension“ ausgebildet. Tierpfleger in klinischen Einrichtungen müssten sich dabei bewusst sein, dass sie mit Tierversuchen in Berührung kommen, sagt Trenka. Und Heimtierpfleger haben es später bei der Jobsuche eher schwer.

Die Ausbildung zum Tierpfleger dauert in der Regel drei Jahre. Gelernt wird abwechselnd in der Berufsschule und im Betrieb. Teilweise tauschen Zoos ihre Azubis auch untereinander aus, falls sie unterschiedliche Tierbestände haben. Der Zoo in Frankfurt am Main besitzt etwa Menschenaffen, dafür aber keine Elefanten. Diese hat der nahe Opel-Zoo, der wiederum keine Menschenaffen hat.