Wie werde ich...? Chemielaborant/in
Berlin (dpa/tmn) - Säure und Laugen: Damit haben Chemielaboranten immer wieder zu tun. Ihre Arbeit kann gefährlich sein. Sorgfalt und Schutzkleidung sind deshalb Pflicht. Doch dann ist der Job sicherer, als mancher denkt.
Maximilian Stahnke faszinieren chemische Experimente. „Es ist einfach spannend zu sehen, dass was passiert, wenn man Substanzen miteinander mischt.“ Der 20-Jährige macht eine Ausbildung zum Chemielaboranten an der Freien Universität in Berlin-Lankwitz. Schon in der Oberschule interessierte er sich für Chemie, besonders für Experimente. „Ich wollte gerne die ganze Zeit im Labor sein und Versuche machen, da hat eins zum anderen geführt.“
Neben dem Interesse für Chemie sollten Bewerber gute Fähigkeiten in anderen Naturwissenschaften und Mathematik mitbringen, sagt André Grasnick. Er ist Ausbilder an der Freien Universität. Außerdem sei Teamfähigkeit sehr wichtig. Chemielaboranten arbeiten in der Regel nicht allein.
Chemielaboranten lernen abwechselnd in der Berufsschule, im Betrieb und im Labor. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Von den Inhalten ähnlich ist die zweijährige Lehre zum Chemisch-technischen Assistenten (CTA), die Jugendliche an Berufsschulen machen können. Der große Unterschied zwischen den beiden Ausbildungsberufen sei, dass Chemisch-technischen Assistenten die Berufserfahrung fehlt, sagt Magret Reymers vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.
Einen bestimmten Schulabschluss brauchen angehende Chemielaboranten nicht. „Es werden überwiegend Auszubildende mit Hochschulreife eingestellt“, erklärt Reymers. Doch auch Haupt- und Realschüler hätten Chancen. „Es bewerben sich nicht so viele Jugendliche, und sie bringen auch nicht immer die nötigen Voraussetzungen mit.“
In den dreieinhalb Lehrjahren seiner Ausbildung lernt Stahnke, Versuche zu planen, aufzubauen und zu protokollieren. Er beschäftigt sich damit, wie er chemische Stoffe trennt und Messdaten auswertet. Dafür brauchen Schulabgänger Zuverlässigkeit und Sorgfalt, erläutert Stahnke. Wenn ein Laborant schlampt, werden Messergebnisse verfälscht und Versuche können scheitern.
In der Berufsschule stehen Fächer wie Chemie, physikalische Chemie, technische Mathematik, Sozialkunde, Informatik und Englisch auf dem Lehrplan, sagt Ausbilder André Grasnick. Ebenfalls ein Thema sind die Sicherheitseinweisungen, damit es im Labor nicht zu Unfällen kommt. Chemielaboranten haben mit giftigen Stoffen zu tun. Das klinge aber gefährlicher, als es ist: „Wenn man sich an die Vorschriften hält, passiert nichts“, erklärt Stahnke. Außerdem schützen Laborkittel, Schutzbrille und Handschuhe vor Gefahren.
Um die Eignung der Bewerber zu überprüfen, machen Unternehmen nicht selten Eingangstests. Maximilian Stahnke musste zum Beispiel Mathe-, Chemie- und Logikaufgaben lösen und einen Versuch beobachten und dazu Fragen beantworten. Außerdem sollte er im anschließenden Vorstellungsgespräch das Thema erklären, das er zuletzt in seinem Chemieunterricht behandelt hat.
Solche Aufnahmeverfahren schrecken manchen Schulabgänger ab. „Noch gibt es ausreichend Bewerbungen, aber man merkt schon, dass die Zahl der qualifizierten Bewerber zurückgeht“, sagt André Grasnick. In der Chemiebranche ist die Ausbildung gefragt: Der Chemielaborant zählt zu den wichtigsten Ausbildungsberufen, erklärt Christopher Knieling vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) in Wiesbaden. Knapp 5400 Auszubildende gab es laut BIBB-Statistik 2013 in Deutschland, darunter waren fast 2900 Frauen.
Nach Angaben des Bundesarbeitgeberverbands Chemie liegt das Einstiegsgehalt von Chemielaboranten zwischen 2600 und 2900 Euro brutto im Monat, wenn nach Tarif gezahlt wird. In der Ausbildung bekommen Lehrlinge nach BIBB-Angaben in den alten Bundesländern ein durchschnittliches Monatsgehalt von 894 Euro, in den neuen Bundesländern sind es 790 Euro.
Und wie geht es nach der Ausbildung weiter? In Chemie- und Pharmaunternehmen, an Hochschulen, Universitätskliniken und anderen Forschungseinrichtungen sind Chemielaboranten gefragt. Dabei sehen die Berufschancen gut aus. „Das sind wirklich gesuchte Fachkräfte“, sagt Magret Reymers vom BIBB. „Rund 90 Prozent aller Jugendlichen werden im Anschluss an ihre Ausbildung in der Chemie-Branche übernommen“, erklärt Christopher Knieling.
Mit entsprechender Berufserfahrung können Chemielaboranten sich zum Techniker oder Industriemeister weiterbilden lassen. Auch ein berufsbegleitendes Studium in der Chemie ist möglich.
Maximilian Stahnke fängt nach der Ausbildung in der Arbeitsgruppe Halogenchemie an der Freien Universität an. Dort wird er mit den Doktoranden zusammen Halogene und Polyhalogene erforschen.