Wie werde ich...? Dachdecker/in
Berlin (dpa/tmn) - Wenn sie einem aufs Dach steigen, muss das keiner fürchten. Dachdecker bringen Ziegel oder Schindeln an, montieren Solaranlagen und Blitzableiter.
Ab und an beginnt ihr Job aber auch ganz unten. „Die Arbeiten reichen vom Keller bis zur Dachspitze“, sagt Claudia Büttner, Sprecherin des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckergewerbes.
Im unteren Teil des Gebäudes dichten Dachdecker das Bauwerk gegen Feuchtigkeit und Grundwasser ab. An den Wänden bringen sie Wärmedämmungen und Fassadenbekleidungen an. Diese warten, inspizieren und reparieren sie auch. „Der Dachdecker ist ein Fachmann für die Gebäudehülle“, sagt Artur Wierschem, Geschäftsführer des Bundesbildungszentrums in Mayen bei Koblenz.
Ein bestimmter Schulabschluss ist für die Ausbildung nicht vorgeschrieben. Er spiele bei der Bewerberauswahl auch eine nachgeordnete Rolle, sagt Monika Hackel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. 2013 haben rund 3200 Lehrlinge ihre Ausbildung zum Dachdecker begonnen, davon waren rund zwei Drittel (64 Prozent) Hauptschulabsolventen. Bundesweit gibt es etwa 12 500 Betriebe mit mehr als 60 000 Beschäftigten.
Die duale Ausbildung zum Dachdecker dauert in der Regel drei Jahre. Dabei lernen Auszubildende nicht nur, Dächer mit Ziegeln, Schindeln, Schiefer oder Platten zu decken. Sie beschäftigen sich auch damit, mit einem Ziegelschneider oder Schieferhammer richtig umzugehen. Im dritten Lehrjahr müssen sie sich dann zwischen zwei Fachrichtungen entscheiden. „Der größte Teil entscheidet sich für die Fachrichtung Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik“, sagt Wierschem. Ein kleiner Teil spezialisiere sich auf Reetdächer. Das sei aber eher in Norddeutschland der Fall, da diese Dachform fast nur dort vorkommt.
Handwerkliches Geschick ist für diesen Beruf eine wichtige Voraussetzung. Außerdem müssen Jugendliche die Baustoffe gut kennen. Wie leicht entflammbar ist ein Material? Wie beständig? Wofür kann es eingesetzt werden? „Gefragt ist auch technische Affinität und mathematisches Verständnis“, sagt Wierschem. Sie müssen Flächen richtig messen und das dafür notwendige Material planen können.
In enger Zusammenarbeit mit Landschaftsgärtnern legen Dachdecker auch mal Gärten und Teiche auf Flachdächern an. „Dachdecker sind auch in Bereichen Energieeinsparung und Energiegewinnung gefragte Ansprechpartner“, sagt Büttner.
Viele Dächer werden mit Solarmodulen zur Stromgewinnung und Sonnenkollektoren unter anderem zur Warmwasserbereitung ausgerüstet. „Aufgrund der Entwicklung in der Energiebranche, ist der Beruf sehr aktuell“, sagt Hackel. Um die entsprechenden Anlagen anzubringen suchen auch Elektro- und Heizungsbaufirmen nach Dachdeckern.
Angehende Dachdecker sollten die frische Luft mögen und ordentlich zupacken können. „Der Beruf erfordert körperliche Fitness“, sagt Büttner. Zudem müssen sich Dachdecker auf ihre Kollegen, die sie sichern, verlassen können. „Teamfähigkeit ist gerade hinsichtlich des Arbeitsschutzes besonders wichtig“, sagt Wierschem. Da sie häufig viele Meter vom Boden entfernt arbeiten, sollten angehende Dachdecker absolut schwindelfrei sein.
Das tarifliche Ausbildungsgehalt liegt im ersten Jahr bundesweit bei 600 Euro brutto im Monat. Im zweiten Jahr sind es 750 Euro und im dritten 1000 Euro brutto. Die Ausbildungsvergütung zählt damit zu den höchsten im gesamten Handwerk. Je nach Betrieb kann die Vergütung aber auch deutlich geringer sein. Nach der bestandenen Gesellenprüfung liegt der tarifliche Bruttostundenlohn im ersten Jahr bei 15,52 Euro, der Mindestlohn bei 11,85 Euro.
Nach erfolgreicher Ausbildung und einigen Jahren Berufserfahrung bieten sich dem Gesellen verschiedene Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Perspektiven reichen vom Gruppenführer oder Vorarbeiter über den Meistertitel bis hin zu einem weiterführenden Studium. Letzteres empfiehlt sich vor allem in den Bereichen Bauingenieurwesen oder Architektur. „Dachdecker können sich auch zum Energieberater oder Manager im Dachdeckerhandwerk weiterbilden“, sagt Büttner. Als staatlich geprüften Techniker können sie Personalverantwortung übernehmen oder im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten.
„Wenn man einen Beruf sucht, der wirklich Aufstiegschancen bietet, dann sollte man Dachdecker werden“, sagt Wierschem. Der Beruf sei krisenfest. „Jeder braucht ein Dach über dem Kopf.“