Wie werde ich...? Holzmechaniker

Bad Honnef/Bonn (dpa/tmn) - Was ein Tischler ist, weiß jeder. Was ein Holzmechaniker macht, wissen dagegen wenige. Dabei ist dieser Beruf zu Unrecht so unbekannt. Er ist vielseitig und bietet gute Aussichten.

Die Arbeit eines Holzmechanikers ist verwandt mit der eines Tischlers. Der große Unterschied ist aber: Der eine ist ein Industriearbeiter, der andere ein Handwerker. Holzmechaniker stellen in der Regel Serienanfertigungen her. Das können Möbel aller Art, Fenster, Türen, Leisten, Rahmen oder Teile von Fertighäusern sein. Auch Kunststoffe, Metalle und Glas verarbeiten diese Fachleute.

„Die Chancen, einen Ausbildungsplatz als Holzmechaniker zu bekommen, sind außerordentlich gut“, sagt Jan Kurth vom Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH) in Bad Honnef. Der Beruf ist bislang bei Jugendlichen weniger gefragt - was auch daran liegt, dass ihn nicht jeder kennt. „Würden noch mehr Schulabgänger wissen, dass die Inhalte denen des Schreiners oder Tischlers sehr ähnlich sind, würde er vermutlich noch besser angenommen als bisher.“

Jobs für sie gibt es auch im Holzkonstruktionsbau sowie in Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerken. Die Facharbeiter können ebenfalls im Holzfachhandel oder in Baumärkten im Holzzuschnitt tätig sein. Nur selten begleitet der Holzmechaniker im Gegensatz zum Handwerker den Werdegang eines Produkts während des gesamten Fertigungsprozesses.

Ausgebildet wird in zwei Fachrichtungen, erläutert Jorg-Günther Grunwald vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Der eine Teil der Azubis spezialisiert sich auf Bauelemente, Holzpackmittel und Rahmen. Der andere auf Möbelbau und Innenausbau. Die Lehre im Betrieb und in der Berufsschule dauert drei Jahre, die Spezialisierung erfolgt in den letzten zwölf Monaten vor der Abschlussprüfung.

Derzeit werden nach Angaben von Kurth pro Jahr rund 1000 neue Azubis eingestellt. In der aktuellen Form gibt es den Beruf seit 2006. „Seither haben etwa 1200 Auszubildende ihren Abschluss gemacht“, sagt Kurth. Der Frauenanteil sei noch gering - er liege bei etwa 15 Prozent.

In der Regel wird ein Hauptschulabschluss vorausgesetzt. Wichtig ist außerdem Spaß am praktischen Arbeiten mit Holz und am Bedienen, Pflegen und Warten von Maschinen, wie die Bundesagentur für Arbeit erläutert. Und Bewerber bräuchten räumliches Vorstellungsvermögen, eine gute Beobachtungsgabe, handwerkliches Geschick und technisches Verständnis. Der Umgang mit computergesteuerten Anlagen gehört längst zum Berufsalltag.

„Gutes mathematisches Verständnis kann nicht schaden“, ergänzt Kurth. Denn ein Holzmechaniker muss Werkstücke vermessen und Materialkosten kalkulieren. Ein Praktikum sei keine Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz, aber empfehlenswert. So könnten Bewerber rechtzeitig feststellen, ob die Arbeit mit Holz ihnen liegt.

In der Berufsschule lernen angehende Holzmechaniker die verschiedenen Holzarten und ihre Eigenschaften kennen. Sie befassen sich mit Arbeits- und Umweltschutz und müssen Oberflächen beschichten. Und sie entwerfen und fertigen kleine Möbel und Bauelemente an.

Holzmechanikern stehen nach der Facharbeiterprüfung mehrere Karrierewege offen. Sie können zum Beispiel einen Meister machen oder sich zum staatlich geprüften Techniker weiterbilden. Weitere Fortbildungen gibt es etwa zum Gestalter im Bereich der Holztechnik.

In Deutschland gibt es traditionelle Regionen für die Möbelindustrie, dem wichtigsten Arbeitgeber der Holzmechaniker. „In Ost-Westfalen sind die Küchenmöbelindustrie sowie Teile der Polster- und Wohnraummöbel zu Hause“, erklärt Kurth. Niedersachsen sei ein Zentrum der Büromöbelindustrie, Oberfranken wichtig für die Polstermöbelherstellung. Und in Baden-Württemberg würden viele Polster- und Wohnmöbel gefertigt.