Wie werde ich...? Weddingplaner
Berlin (dpa/tmn) — Von der Torte bis zum Blumenschmuck: Eine Hochzeit zu organisieren, ist aufwendig. Weddingplaner nehmen Paaren diese Arbeit ab. Das klingt erst einmal romantisch. Doch für andere den schönsten Tag des Lebens zu planen, ist kein einfacher Job.
Hochzeiten mit 50 und mit 500 Gästen, Trauzeugen im Ballkleid, Schottenrock und im Lederoutfit: Die Weddingplanerin Andrea Wunderlich hat schon fast alles gesehen. Sie hat Hochzeiten von Prominenten wie dem verstorbenen Theaterregisseur Christoph Schlingensief organisiert. Sie hat Profisportler, Mitglieder von Rockerbanden und türkische Paare mit einer riesigen Verwandtschaft heiraten sehen. Eines war auf allen Hochzeiten gleich: „Am Ende kommt die Braut fast immer in weiß“, sagt sie.
Wunderlich, 41 Jahre alt, schwarze Strickjacke mit einer großen Ansteckblume daran, sitzt in einem Loft in Berlin und sieht auf die Spree. Eben hat sie einen Kunden durch die Räume geführt. Er und seine Freundin wollen hier im Spätsommer mit 150 Gästen heiraten. Wunderlich organisiert für sie das Fest.
Von der Einladungskarte über das Menü bis hin zum Gastgeschenk: Eine Hochzeit zu organisieren, ist aufwendig. So manches Brautpaar gerät dabei in Stress. Damit machen Weddingplaner wie Wunderlich ihr Geschäft. Sie bieten an, das Fest vorzubereiten. „Ich helfe bei der Suche nach dem richtigen Ort. Ich hole Preisangebote für das Menü ein und organisiere den Blumenschmuck.“ Am Hochzeitstag selbst ist Wunderlich der gute Geist im Hintergrund.
Für die eigene Hochzeit einen Weddingplaner zu engagieren, ist heute nicht mehr ungewöhnlich. Das liegt auch daran, dass die Brautleute immer älter werden, sagt Marion Keller, Hochzeitsplanerin aus Ludwigshafen. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts war der Mann bei der Hochzeit nach den jüngsten Zahlen von 2011 im Durchschnitt 33,3 Jahre alt und die Frau 30,5. „Viele sind heute nicht mehr Anfang 20, sondern stehen am Tag der Hochzeit seit vielen Jahren im Beruf.“ Sie können sich einen Weddingplaner leisten.
Wer Weddingplaner werden will, braucht Organisationstalent und Einfühlungsvermögen. „Man muss gut mit Menschen umgehen können und heraushören, was der Kunde will“, erzählt Wunderlich. Im Winter sitze sie den Großteil der Zeit im Büro und führe Planungsgespräche mit Kunden. Im Sommer ist dann Hochsaison. „Die meisten sind dann jedes Wochenende im Einsatz.“ In dieser Zeit in den Urlaub zu fahren, sei unmöglich.
Manchmal brauche man auch ein dickes Fell, erzählt Wunderlich. Manche Brautleute stünden an ihrem Hochzeitstag so unter Stress, dass sie zickig werden. „Im Zweifel ist man dann auch für das Wetter verantwortlich.“
Wie viele ihrer Kollegen kam auch Wunderlich als Quereinsteigerin zur Hochzeitsplanung. „Der Beruf ist in Deutschland nicht geschützt“, erklärt Stefanie Langen von der Arbeitsagentur in München. Hochzeitsplaner darf sich jeder nennen. Wer als Schulabgänger in dem Bereich anfangen möchte, sollte eine Lehre zum Veranstaltungskaufmann machen, rät sie. Gut geeignet seien auch Ausbildungen im Gastronomie- oder Hotelbereich. Abiturienten könnten Betriebswirtschaftslehre studieren mit dem Schwerpunkt Eventmanagement.
Wer bereits im Berufsleben steht, kann eine Weiterbildung zum Weddingplaner machen. Eine entsprechende Schulung bietet zum Beispiel Hochzeitsplanerin Keller an. An acht Wochenenden besuchen angehende Hochzeitsplaner Seminare zu Themen wie Trauungsrituale, Vertragswesen und Existenzgründung. Nach bestandener Prüfung bekommen Seminarteilnehmer ein Zertifikat der Industrie- und Handelskammer.
Reich werde man mit dem Beruf aber nicht, sagt Wunderlich. „Den Stundenlohn darf man sich nicht ausrechnen.“ Denn die Menschen seien nicht bereit, für eine ohnehin teure Hochzeit noch sonderlich viel Geld zusätzlich für einen Weddingplaner auszugeben. Im Durchschnitt kassiere sie etwa 10 Prozent davon, was die Hochzeit insgesamt kostet. Viele geben für den schönsten Tag im Leben schnell die Summe eines Kleinwagens aus.
Trotzdem liebt Wunderlich ihren Beruf. „Wenn es gut läuft, sind die Kunden einem ewig dankbar.“ Und sie schätzt an dem Job den Nervenkitzel. Denn egal, wie gut sie im Vorfeld ein Fest organisiert: Am Tag selbst kann es immer wieder zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen. So wie im letzten Sommer bei einer Hochzeit auf dem Land in Brandenburg in einer alten Scheune. Dort stellte der Koch vom Catering-Service kurz vor dem Hauptgang fest, dass das Gemüse für den Hauptgang wegen der Hitze schlecht geworden war. „In solchen Momenten muss man improvisieren“, sagt Wunderlich.
Kurzerhand telefonierte sie im Dorf mehrere Haushalte ab. „Tatsächlich standen eine Stunde später mehrere Frauen vom Dorf in der Scheune und brachten aus ihrem Garten Gemüse.“ Die Brautleute haben erst hinterher davon erfahren - und herzlich gelacht.