Mitfahrzentrale: Mitfahrgelegenheit für Pakete
Die Online-Portale werden offenbar nicht nur zum günstigen Reisen, sondern auch als preiswerter Post-Ersatz genutzt.
Düsseldorf. Dem Internet sind keine Grenzen gesetzt: Jetzt machen Online-Mitfahrzentralen sogar der Deutschen Post und ihrer Tochterfirma DHL Konkurrenz. Klingt schräg, ist aber ernst gemeint. Von einem Beispiel erfuhr die Redaktion Mittwoch. „Meine Eltern haben mir am Wochenende ein Päckchen mit der Mitfahrgelegenheit geschickt. Das war so viel günstiger, als es mit der Post zu schicken“, sagt Katharina Mayer (Namen geändert).
In dem Paket war ein Lenkgetriebe. „Meine Eltern haben das Teil bestellt. Kommende Woche habe ich den Werkstatttermin. Dann soll das Getriebe in mein Auto eingebaut werden“, sagt sie.
Eile war also geboten: Überlegungen, das Paket selbst von A nach B zu fahren, wurden schnell verworfen. „Das wäre Wahnsinn. Mehr als 600 Kilometer durch Deutschland zu fahren, nur um ein Autoteil abzuholen. Nein, wir wollten es eher mit der Post verschicken. Das war über eine Express-Lieferung aber teurer als erwartet“, sagt Mayer. Das Problem waren die Maße des Pakets.
„Das Päckchen war 1,40 Meter lang, schmal und etwa sieben Kilo schwer. Das ist Sperrgut bei der Post und daher ist das Verschicken sehr teuer“, sagt Katharinas Mutter, Marita Mayer. Die Standardmaße der Post liegen bei 1,20 Meter, mal 0,60 Meter, mal 0,60 Meter. Alles, was darüber hinaus geht, ist Sperrgut.
„Für die notwendige Express—Lieferung des Sperrgutpakets hätte die Post 46,70 Euro verlangt, das war uns einfach zu teuer“, sagt die Mutter. Glücklicherweise habe ihre Schwägerin dann die rettende Idee gehabt. „Meine Schwester hat gesagt, schick ihr das Paket doch einfach mit der Mitfahrgelegenheit. Das war einfach ein Super-Vorschlag von ihr. Wir haben nur sieben Euro dafür bezahlt, weniger als ein Platz in der Mitfahrgelegenheit gekostet hätte“, sagt Vater Hermann Mayer.
Nachteile gab es bei der Aktion aber auch. Hätte die Post das Paket transportiert, wäre im Falle des Verlustes eine Transportversicherung in Höhe von 500 bis 2500 Euro für das Paket mit im Preis inbegriffen gewesen. „Bei der Mitfahrgelegenheit hatten wir diese Sicherheit nicht. Andererseits konnten wir einen genauen Termin für die Übergabe vereinbaren, das geht bei der Post nicht und war wirklich praktisch“, sagt er.
Die unkonventionelle Methode der Paketzustellung ist jedenfalls eine Alternative zur Deutschen Post. „Das könnte eine echte Konkurrenz werden, gerade zu Weihnachten. Ich denke da an Studenten, die ihre Eltern zu Weihnachten besuchen fahren und auf dem Weg Pakete mitnehmen. Die könnten ganz einfach ein paar Euro verdienen“, sagt Hermann Mayer.
Auch bei der Carpooling GmbH — das Unternehmen, das das Portal der Mitfahrzentrale betreibt — sind solche Praktiken bekannt. „Natürlich wissen wir davon und wir finden es toll“, sagt Simon Baumann, Pressesprecher von carpooling.
Grundsätzlich gehe es bei der Mitfahrzentrale um die bessere Nutzung bestehender Infrastrukturen. Transportiert werde alles Mögliche. „Wir haben von Goldfischen, Hamstern, Garderobenständern und Spiegeln gehört. Einmal war sogar ein Chamäleon und ein Wäscheständer dabei“, sagt Baumann. Über den verfügbaren Gepäckplatz könnten Fahrer derzeit darauf hinweisen, ob ihr Fahrzeug den Platz für solche Transporte mitbringt. „Über eine entsprechende direkte Funktion haben wir noch nicht nachgedacht, das ist aber eigentlich eine gute Idee“, sagt er.