Buchung beim Billigflieger: Weiter irreführende Angebote

Die EU-Kommission hat 386 Web-Seiten durchforstet. 137 waren in Ordnung.

Brüssel. In der EU werden nach wie vor Kunden, die per Internet vermeintlich günstige Flugreisen buchen, in großem Stil übers Ohr gehauen. Der Feldzug der Brüsseler EU-Kommission gegen unlautere Netz-Discounter zeigt zwar Wirkung.

Immer noch werde aber "jeder dritte Verbraucher, der online ein Flugticket buchen will, geschröpft, irregeführt oder verwirrt", erklärt Verbraucher-Kommissarin Meglena Kuneva.

Ihre Dienststelle hat in 15 Ländern Internetseiten auf Schwindel-Angebote der Airlines durchforsten lassen. Deutschland wurde laut Kuneva von Brüsseler Seite nicht geprüft, da dort bereits eine nationale Untersuchung gestartet worden sei. Von 386 Web-Seiten gaben 137 Anlass zur Beanstandung. Bei über der Hälfte entdeckten die Prüfer Tricksereien bei den Preisangaben.

Fast genauso oft wird der Kunde unauffällig zu Annahme unvorteilhafter Vertragsbedingungen verleitet, etwa wenn er mit der Buchung automatisch eine "bevorzugte Abfertigung beim Einstieg" bestellt, die natürlich gebührenpflichtig ist. Bei immerhin 15 Prozent der Netz-Seiten waren die dort offerierten Billig-Flüge gar nicht verfügbar.

Die beanstandeten Angebote stammten dem EU-Bericht zufolge sowohl von großen Markennamen als auch von weniger bekannten Unternehmen. Und das, obwohl die Behörden in 15 EU-Ländern und Norwegen bereits im September 2007 fast 140 entsprechende Internet-Angebote bemängelt hatten.

Kuneva kündigte eine schärfere Gangart an: Wenn die Branche nicht binnen eines Jahres die unsauberen Praktiken abstelle, werde sie zu Zwangsmaßnahmen greifen. "Meine Botschaft an die Unternehmen ist klar: Entweder sie handeln jetzt, oder wir werden handeln." Ein Instrument, das die bulgarische Kommissarin gern eingesetzt hätte, steht ihr allerdings nur sehr eingeschränkt zu Gebote:

Die Veröffentlichung von schwarzen Listen mit den Namen der Firmen stößt in den meisten Ländern auf rechtliche Hindernisse. Zugänglich sind Sünder-Karteien nur in Schweden und Norwegen. Denen kann man beispielsweise entnehmen, dass auch Billigflug-Pionier Ryan Air bei der Online-Vermarktung zu dubiosen Methoden greift.

Ulrich Stockmann, christdemokratischer Verkehrsexperte im EU-Parlament, lobte die Kommission für ihre strenge Linie. Nun müsse man "den Druck auf die Mitgliedstaaten aufrechterhalten, damit die Namen der hartnäckigsten Airlines veröffentlicht werden".

Das Parlament will außerdem die Fluggesellschaften verpflichten, beim Online-Verkauf an erster Stelle des Angebots den Gesamtticketpreis zu nennen.