Facebook zeigt das wahre Ich

Lügen die Nutzer von sozialen Netzwerken? Nein, sagt eine Studie. Die Profile spiegeln die Realität wider.

Mainz. Selbstdarstellung ist alles. Im realen Leben, wie in den eigenen Internetprofilen bei sozialen Netzwerken wie etwa Facebook. Schließlich geht es doch darum: Wer bin ich - und wie sollen mich die anderen sehen?

Gerade im Internet liegt da die Vermutung nahe, dass zwischen der Realität und dem Web ein großer Spielraum für Veränderungen durch geschönte, aufpolierte Onlineprofile steckt. Oder vielleicht doch nicht?

Psychologen der Universität Mainz haben hinterfragt, wie wir uns im Internet geben, wenn wir bei Facebook, Studi- oder Mein-VZ ein Profil anlegen. "Wir hatten erwartet, dass sich in den Profilen eine gewisse Selbstidealisierung zeigt", sagt Mitja Back, Forscher an der Uni Mainz und Mitautor der Studie gegenüber unserer Zeitung. "Doch wir haben keinen solchen Effekt gefunden." Danach machen sich die User im Internet nicht besser als sie wirklich sind.

In Zusammenarbeit mit deutschen und amerikanischen Forschern haben die Mainzer für die Studie Profile von 236 Nutzern der deutschen Netzwerke Studi- und Mein-VZ sowie der US-Variante von Facebook ausgewertet. Mit Hilfe von Fragebögen ermittelten die Forscher die tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften der User und deren Wunschvorstellung von sich selbst.

Wegen der Menge an Informationen, die in den Profilen stehen, lassen sich die Persönlichkeiten von Nutzern wissenschaftlich fundiert erkennen, begegnet Back der Kritik, dass nur wenige Profile untersucht wurden.

Der Grund, dass bei Facebook und Co. kaum geschummelt wird, liegt für Back darin, dass der Trend, sich im Netz eine völlig andere Identität zuzulegen, schon lange vorbei ist. "Längst erfüllen Onlineprofile den Zweck, sich zu vernetzen". In den sozialen Netzwerken sollen echte Kontakte hergestellt werden, um bei der Jobsuche zu helfen oder alte Freunde wiederzufinden. "Die Zeit der Decknamen und gefälschten Accounts ist da lange vergangen", sagt Back.

Das liegt laut der Studie auch daran, dass Sozial-Netzwerke "keine Spielerei mehr sind", sagt Back. "Das sind tatsächliche Beziehungen, die dort ausgehandelt werden." Das erkläre auch, warum Seiten wie Facebook solch enormen Zulauf hätten. Falsche Angaben zu machen, liegt nach Ansicht der Forscher gar nicht im Interesse der Nutzer. "Es gibt ein Grundbedürfnis, wahrgenommen zu werden und sich so darzustellen, wie man ist" sagt Back.

"Andererseits funktioniert es auch sehr schlecht, sich falsch darzustellen", sagt Back. Denn ein großer Teil der Informationen auf den Profilseiten kommt nicht vom Inhaber, sondern von seinen Kontakten. Denn Freunde können Fotos kommentieren oder die gemachten Angaben bewerten. Wer da pfuscht, fällt schnell auf.

Anders könne es bei den meist anonymen Online-Singlebörsen aussehen. Im Schutze der Anonymität wird dort oft ordentlich gelogen. Da hier fast ausschließlich nicht mit dem realen, sondern mit Nicknamen geflirtet wird, gibt es kaum eine Kontroll-Möglichkeit.

Sind die Pfuscher nicht schon an ihren Bildern zu erkennen, die gerne muskelbepackte Männer mit nacktem Oberkörper zeigen, fällt der Schwindel spätestens beim ersten realen Treffen auf. Daher raten Experten bei Online-Flirtportalen zur Vorsicht, um nicht auf einen Hochstapler hereinzufallen.

Welche Bedeutung die Profilbilder in sozialen Netzwerken haben, beschäftigt auch die Mainzer Forscher. Sie wollen daher als nächstes untersuchen, was die eingestellten Profilfotos über die Nutzer aussagen.