Experten: „Kindermilch“ ist teuer und überflüssig
Berlin (dpa) - Sogenannte „Kindermilch“ kostet deutlich mehr als Kuhmilch, doch Nutzen und Notwendigkeit sind umstritten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung und die Verbraucherzentralen raten davon ab.
Spezielle „Kindermilch“ für Kleinkinder hat nach Einschätzung von Verbraucherschützern und Gesundheitsexperten keinerlei Vorteile gegenüber Kuhmilch. „Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind diese Kleinkindermilchgetränke nicht notwendig“, betonte Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) am Dienstag (16. August) in Berlin. Vielmehr würden angereicherte Vitamine und Mineralstoffe zu einer unkontrollierten Erhöhung dieser Nährstoffe führen, während andere Bestandteile dafür fehlten. Auch habe „Kindermilch“ soviel Fett wie Vollmilch und damit für Kleinkinder zu viel. Ernährungsmediziner empfehlen für Kinder ab zehn Monate fettreduzierte Kuhmilch.
Zugleich sind die Milchgetränke bis zu viermal teurer als das „Original“, berichteten die Verbraucherzentralen am Dienstag. Sie hatten 23 Kindermilchprodukte von sechs Herstellern untersucht und resümiert: „Der Verbraucher zahlt pro Jahr bis zu 273 Euro mehr für die vom Hersteller empfohlene Verzehrmenge 'Kindermilch' als für die gleiche Menge Kuhmilch einer preiswerten Handelsmarke“, erläuterte Ernährungsexpertin Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Bei der Kindermilch seien der Eiweißgehalt und der Calciumgehalt reduziert, dafür Eisen und Vitamin D zugesetzt. Gesunde Kleinkinder könnten aber ab dem zehnten Lebensmonat an normale Familienkost herangeführt werden und damit auch Milch und Milchprodukte zu sich nehmen. „Bei einer ausgewogenen Ernährung werden keine besonderen Lebensmittel wie Kindermilch oder ähnliche Produkte benötigt.“
Die Werbung für die Produkte suggeriere, dass „Kindermilch“ die geistige Entwicklung der Kinder „optimiere“ und zugleich vor späterem Übergewicht schütze. Dies sei jedoch in keiner Weise nachgewiesen, so die Experten.