Polizei appelliert an Eltern: Kinderfotos bei Facebook tabu
Hagen (dpa) - Hunderttausendfach ist der Facebook-Appell der Hagener Polizei wegen Kinderfotos im Netz geklickt, Zehntausende Male geteilt worden. Vom Erfolg sind die Polizisten nicht überrascht.
„Dass es erfolgreich wird, das haben wir uns gedacht. Dass es so durchschlagen könnte, hatten wir dagegen nicht erwartet“, sagte Hagens „Social-Media“-Kommissar Tino Schäfer. Hinter dem Erfolg steckt auch eine Taktik, verrät er: „Wir nutzen Facebook, um Emotionen zu treffen und Botschaften zu platzieren, deshalb sind unsere Appelle auch provokativ - egal ob's um Winterreifen geht oder Kinderfotos.“
Mit dem Appell an Eltern, keine Fotos ihrer Kinder in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, hatte die Polizei den Nerv Hunderttausender Nutzer getroffen. Bis Donnerstagmorgen (15. Oktober) hatten 183 000 Menschen den Aufruf geteilt, mehr als 3300 kommentierten ihn. Einen aktuellen Anlass gab es nach Angaben Schäfers nicht.
„Hören Sie bitte auf, Fotos Ihrer Kinder für jedermann sichtbar bei Facebook und Co zu posten. Danke!“, hatte die Polizei gepostet. Daneben ist ein dick durchgestrichenes Foto eines Mädchens zu sehen. „Vielleicht finden Sie die Fotos heute süß, Ihrem Kind sind sie in ein paar Jahren aber endlos peinlich“, warnten die Beamten.
Auch wenn Eltern das Glück über ihre Kinder oft am liebsten mit der ganzen Welt teilen wollen, sollten sie genau überlegen, ob und wo sie ein Foto vom Nachwuchs online veröffentlichen. Grundsätzlich sollten sie das nur in gesicherten Bereichen tun, wo etwa lediglich Freunde der Eltern Zugang haben, rät die Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“.
Und auch dann sollten sich Eltern immer drei Fragen stellen: Würde ich selbst wollen, dass andere mich so sehen? Was sagt mein Kind in zehn Jahren dazu? Wäre ich einverstanden, wenn dieses Bild als Plakat in der Öffentlichkeit hinge? Denn auch gesicherte Bereiche sind oft durchlässiger, als viele meinen.
„Auf Nummer sicher gehen Eltern, wenn sie keine Bilder von ihren Kindern ins Netz stellen“, sagt Nina Lübbesmeyer von „Jugendschutz.net“. Auf keinen Fall sollten Eltern Bilder ins Netz stellen, die Kinder in ungeeigneter Weise zeigen oder peinlich werden könnten. „Bilder können immer gespeichert und von anderen Personen missbraucht werden, beispielsweise können diese verändert und in anderem Kontext wieder eingestellt werden“, mahnt die Expertin. Was mit den Bildern passiert, können Eltern dann kaum nachvollziehen - oder die Verbreitung gar verhindern.
Wer unbedingt einen Foto-Gruß aus dem Urlaub an die Facebook-Freunde senden will, sollte ein Foto wählen, auf dem das Kind nicht zu erkennen ist. Etwa eine seitliche Aufnahme, auf der es einen Hut trägt. Wichtig ist laut „Schau hin!“, dass das Bild auf keinen Fall über Suchmaschinen zu finden ist. Dabei geht es auch darum, dass Eltern ihren Kindern Vorbild sind: Denn später ist das oft ein Streitthema, weil Mütter und Väter besorgt sind, wenn das Kind zu lax mit Daten und Fotos im Netz umgeht.
Ein eigenes Recht am Bild haben kleine Kinder noch nicht, weil sie noch nicht einsichts- und geschäftsfähig sind. Ab etwa zwölf Jahren ändert sich das: Dann darf das Kind von seinen Eltern theoretisch fordern, die Bilder zu löschen.