Studie: Mädchen kämpfen oft mit Gewalt um Anerkennung
Dortmund (dpa/tmn) - Mädchen gelten im Vergleich zu Jungen als weniger gewalttätig. Statistisch gesehen mag das stimmen, in der Intensität von Gewalt zeigen sich zwischen jungen Frauen und Männern aber wenig Unterschiede.
Mädchen nutzen verbale und körperliche Gewalt häufig als Mittel, um Anerkennung zu gewinnen. Zu diesem Ergebnis kommt Claudia Equit, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dortmund in ihrer Dissertation. Für die Arbeit untersuchte sie in einer qualitativen Befragung, warum Mädchen wiederholt Gewalttaten begehen und straffällig werden.
„Eines der Hauptmerkmale ist, dass alle Erfahrungen als Opfer gemacht haben“, erklärt Equit. Dazu zählten sexueller Missbrauch und Gewalt in der Familie, aber auch Mobbing oder generelle Überforderung in der Schule. Oft versuchten diese Mädchen gemeinsam mit ihrem Freundeskreis, sich nach außen als besonders tough und durchsetzungsfähig zu verkaufen. „Gewalt ist für sie eine Form, um die Opfererfahrung verarbeiten zu können.“
Laut der Befragung leiden die Mädchen unter einem grundlegenden Verlust von Anerkennung. Eltern sollten es daher nicht unterschätzen, wie stark beispielsweise Mobbing das Selbstwertgefühl ihres Kindes untergraben kann. In jedem Fall sollten Mutter und Vater dort ansetzen und mit professioneller Hilfe versuchen, den Mobbingprozess zu stoppen. Wichtig wäre außerdem, Wege zu finden, um das Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.
Empfindlich reagieren Mädchen auch auf Kommentare, mit denen sie sich in ihrer Weiblichkeit herabgesetzt fühlen: „Beispielsweise kam es zu Taten, wenn ein Mädchen einem anderen vorwarf, ihr den Freund wegnehmen zu wollen.“ Gewalt sei in dieser Situation eine Möglichkeit, die Ehre wiederherzustellen.
Gesellschaftlich betrachtet, werden Mädchen im Vergleich zu Jungen weniger stark als Täter angesehen: „Das wird auch von der Polizei nicht so ernst genommen“, sagt Equit.