Studie: Viele Kinder leiden unter Übergewicht und Depressionen

Jeder siebte Jugendliche hat emotionale Probleme, jeder fünfte Essstörungen. Kinder aus der Unterschicht sind besonders betroffen.

Berlin. Es ist die bislang größte Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland. Fast 18 000 Kinder im Alter zwischen elf und 17 Jahren haben Forscher des Robert-Koch-Instituts drei Jahre lang befragt und untersucht. Die Ergebnisse sind zum Teil Besorgnis erregend.

Mit insgesamt fast 22 Prozent zeigen mehr als ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen Symptome von Essstörungen wie Mager- oder Fettsucht. Betroffen ist sogar fast jedes dritte Mädchen. Kinder aus Familien mit niedrigem sozialen Status sind besonders häufig von Essstörungen betroffen.

Der Anteil der Übergewichtigen steigt von neun Prozent bei den Drei- bis Sechsjährigen über 15 Prozent bei den Sieben- bis Zehnjährigen bis hin zu 17 Prozent bei den 14- bis 17-Jährigen. Ein Drittel der 14- bis 17-jährigen Jungen isst mindestens einmal pro Woche Fast Food.

Jeder fünfte Jugendliche raucht. Von den Elf- bis 17-Jährigen, die selbst nicht rauchen, sind mehr als ein Viertel mehrmals in der Woche Tabakqualm ausgesetzt. Zu den Rauchern zählen besonders viele Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus. So rauchen Hauptschüler fünfmal häufiger als Gleichaltrige auf dem Gymnasium. Mädchen rauchen ebenso häufig wie Jungen, konsumieren aber seltener Alkohol und Drogen. Haschisch und Marihuana haben in den zwölf Monaten vor der Befragung neun Prozent der Jungen und sechs Prozent der Mädchen konsumiert.

Alkohol haben rund 65 Prozent der Jungen und 64 Prozent der Mädchen zwischen elf und 17 Jahren schon einmal getrunken. Etwa ein Drittel der Jungen und ein Viertel der Mädchen gaben an, mindestens einmal in der Woche Alkohol zu trinken.

Etwa drei Viertel der Jungen und Mädchen sind mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv, mehr als ein Drittel sogar drei Mal oder häufiger. Kinder, die nicht regelmäßig Sport treiben, kommen überdurchschnittlich häufig aus Familien mit niedrigem sozialen Status. Die deutlichsten Aktivitätsdefizite weisen Mädchen mit niedrigem Sozialstatus und Migrationshintergrund aus.

Knapp 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen putzen sich nur einmal täglich oder seltener die Zähne. Unter den Mädchen und Jungen aus sozial schwachen Familien liegt diese Quote sogar bei knapp 40 Prozent. Nur 74 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren während der vergangenen zwölf Monate zur Vorsorge beim Zahnarzt.

Expertin Die Gesundheitswissenschaftlerin Ulrike Ravens-Sieberer von der Uni Bielefeld meint: "Eltern können viel tun, um die Gesundheit ihrer Kinder zu fördern." Von ihr stammen folgende Tipps:

Essen Gemeinsame Mahlzeiten zelebrieren.

Alltag Regelmäßige Tagesabläufe gestalten und Rituale finden.

Kontakte Aufbau und Pflege sozialer Kontakte.

Gespräche Jedem Kind täglich eine gewisse Zeit ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.

Sport Gemeinsame Bewegungsmöglichkeiten nutzen und schaffen.

Regeln Sie sollten allen klar sein.

Verantwortung Kinder zur Selbstständigkeit erziehen.

Gesundheit Gesunde Kinder brauchen gesunde Eltern: Fördern Sie Ihr eigenes Wohlbefinden!

Vorbilder Das sind immer noch die Eltern. Sie können Kinder am besten vor Sucht und Drogen schützen.