„Swag“ ist „Jugendwort des Jahres“
München (dpa) - Was ist „Swag“? Das Jugendwort des Jahres 2011 gibt Rätsel auf. Griffiger ist da schon Platz drei: „guttenbergen“. Ein Wort, das in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen könnte, sagen Experten, die die Abstimmung allerdings auch kritisch sehen.
„Swag“ ist das Jugendwort des Jahres 2011 - gekürt von einer Jury aus Jugendlichen und Journalisten auf Initiative des Langenscheidt Verlages. Hinter dem us-amerikanischen Wort verberge sich ein Ausdruck aus der Rapmusik für „beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung“ oder eine „charismatisch-positive Aura“, teilte der Münchner Verlag am Montag mit. „To swagger“ heißt wörtlich übersetzt so viel wie stolzieren, prahlen oder schwadronieren. Auf Platz zwei der Jugendworte kam „Fail“ oder „Epic Fail“ für grober Fehler oder Versagen, an dritter Stelle landete „guttenbergen“ für Abschreiben. Rang vier ging an die kreative Wortschöpfung „Körperklaus“ für einen tollpatschigen Grobmotoriker.
Vor der Jurywahl hatten rund 40 000 Interessierte im Internet abgestimmt und die beliebtesten 15 Wörter ausgewählt. Doch dass das Jugendwort viel mit der aktuellen Jugendsprache zu tun hat, ziehen Fachleute in Zweifel. „Das ist mehr oder weniger eine Geheimsprache - die Jugendlichen wollen sich damit bewusst abgrenzen“, sagt etwa Frauke Rüdebusch von der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden. Sobald ein Wort zum Jugendwort gewählt werde, sei es schon nicht mehr interessant.
Trotzdem sorgt das Jugendwort des Jahres immer wieder für Gesprächsstoff und Amüsement, ebenso wie Wörterbücher diverser Verlage, die das junge Idiom für die ältere Generation übersetzen. Doch Vorsicht! Eltern, die glauben, mit Hilfe dieser Bücher endlich mitreden zu können, dürften sich schnell blamieren, wie der Fernsehspot einer Käsefirma zeigt: „Na, chicks, alles fresh?“ fragt die Mutter, während ihre Tochter vor Scham fast vergeht.
Gewählte Jugendwörter hätten mit der Realität oft nicht viel zu tun, bestätigt die Sprachforscherin Eva Neuland von der Bergischen Universität Wuppertal. Sie war beteiligt an einer großangelegten Studie, bei der von 1999 bis 2002 der Sprachgebrauch von Jugendlichen untersucht wurde. Die Meinung vieler Befragter zu Wörterbüchern über Jugendsprache: „Das sind Poser, die wollen nur so tun, als kennen sie unsere Sprache“, zitiert Neuland.
Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann sieht das neue Jugendwort „Swag“ als Ausdruck für die Sehnsucht vieler Jugendlicher, sich von anderen abzuheben. „Das ist ein zehnmal gesteigertes cool mit einem Schuss Arroganz.“ Größere Chancen auf einen Einzug in die allgemeine Sprache räumt er allerdings dem drittplatzierten Wort ein, das an einen ehemaligen Verteidigungsminister und die Plagiatsaffäre erinnert: „guttenbergen“.