Heiße Tipps und nackte Zahlen: Aktien-Infos im Netz
Düsseldorf (dpa/tmn) - „Kursrakete des Tages“ oder „1000 Prozent in drei Monaten“ - im Internet wimmelt es vor vermeintlich heißen Anlagetipps. Viele davon sind mit Vorsicht zu genießen. Doch einige Informationen im Web können für private Investoren interessant sein.
Das Internet ist heute oft die erste Anlaufstelle, wenn es um Informationen über Aktien geht. Von verschiedenen Kennzahlen über Nachrichten bis zu Analysteneinschätzungen finden Anleger hier vieles, was früher nur Börsen-Profis zugänglich war. Doch für eine Kaufentscheidung sollte man sich nicht auf eine einzige Quelle verlassen. Besondere Vorsicht ist bei anonymen Tipps in Foren oder Communitys geboten.
Besonders geeignet ist das Internet, um sich zunächst mal Basis-Daten über einen bestimmten Wert zu besorgen. „Wer sich einen Überblick über die Kennzahlen einer Aktie verschaffen möchte, kann die Wertpapierkennnummer (WKN) oder Wertpapieridentifikationsnummer (ISIN) beispielsweise beim Online-Auftritt einer deutschen Börse eingeben“, sagt Ralf Scherfling, Experte für Geldanlage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. „Ähnliche Informationen liefern auch verschiedene Finanzportale oder Online-Broker.“
Auf diesen Seiten kann man sich unter anderem über den aktuellen Kurs, über Unternehmensdaten oder die Höhe der Dividendenausschüttungen informieren. Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf, empfiehlt vor allem die Portale OnVista, Ariva und Finanztreff: „Das sind die Seiten, an denen man nicht vorbeikommt.“
Nach Erfahrung von Roland Aulitzky, Redakteur der Zeitschrift „Finanztest“, kann man sich aber nicht unbedingt immer auf die Informationen der Portale verlassen. „Der allererste Klick sollte auf die Website des jeweiligen Unternehmens gehen“, empfiehlt der Experte: „Das sind gesicherte Informationen.“
Hier kann sich der Anleger im Investor-Relations-Abschnitt unter anderem über Kennzahlen der Aktie informieren, wie Aulitzky erläutert. „Wobei die Tiefe und Qualität der von den Unternehmen zur Verfügung gestellten Informationen sehr unterschiedlich ist.“
Viele Finanzportale bieten auch Foren, in denen Nutzer sich Tipps geben oder über die mögliche Entwicklung bestimmter Papiere austauschen können. Hierbei ist aber Vorsicht geboten. „Empfehlungen in einem Forum sollten auf keinen Fall alleiniges Kriterium für eine Anlageentscheidung sein“, sagt Scherfling. „Die dort wiedergegebenen Meinungen können mir aber Hinweise liefern, in welchen Bereichen ich noch Informationen benötige. Und sie können einen Überblick darüber geben, wie eine Aktie von anderen bewertet wird.“
Vorsicht ist auch bei Analysten-Einschätzungen geboten. Auf Finanzportalen ist nämlich in der Regel nur eine kurze Zusammenfassung mit der Kauf- oder Verkaufs-Empfehlung zu lesen. „Das darf niemals Grund für eine Anlageentscheidung sein“, sagt DSW-Geschäftsführer Tüngler. „Entscheidend ist, wie der Analyst zu der Einschätzung gekommen ist.“ Er rät interessierten Anlegern daher, bei ihrer Depotbank die komplette Studie anzufordern. Allerdings liegen auch namhafte Investment-Banken und Analysten-Häuser bei ihren Einschätzungen nicht immer richtig.
„Finanztest“-Redakteur Aulitzky rät Privatanlegern denn auch eher davon ab, sich auf einzelne Empfehlungen zu verlassen. Er empfiehlt, die Statistiken von Analysten-Empfehlungen zu Rate zu ziehen, die einige Finanzportale anbieten. Hier kann man unter anderem sehen, wie viele Analysten den Kauf empfehlen oder zum Verkauf raten.
Ob Nachrichten, Kennzahlen oder Empfehlungen - über einen Mangel an Informationen über Aktien braucht sich heute eigentlich kein Anleger zu beschweren, meint Aulitzky: „Irgendwie findet man im Web alles, wenn man lange genug sucht.“