Werte erkennen: Die wichtigsten Aktien-Kennzahlen

Düsseldorf (dpa/tmn) - Viele Anleger scheuen den Einstieg in den Aktienmarkt. Nicht nur Kursrisiken schrecken sie ab. Auch die Begriffe, mit denen die Werte beschrieben werden, verstehen viele nicht. Dabei muss man für eine Bewertung nur wenige Kennzahlen kennen.

KGV, Dividendenrendite oder Eigenkapitalquote - viele verstehen bei diesen Fachbegriffen aus der Börsenwelt nur Bahnhof. Doch wer einige zentrale Kennzahlen kennt, kann Aktien besser einschätzen. Allerdings sollte man sich nicht nur auf die nackten Zahlen verlassen, sondern auch den gesunden Menschenverstand bemühen. Gerade Laien sollten ihr Geld nur in Unternehmen stecken, deren Geschäftsidee sie verstehen.

Viele Verbraucherschützer raten unerfahrenen Privatanlegern vom Investment in Einzelaktien grundsätzlich ab. „Wir empfehlen die Anlage in Aktienfonds“, heißt es etwa bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Auch die Stiftung Warentest in Berlin rät, in Fonds zu investieren, um das Risiko zu streuen. „Wenn man aber in Einzelaktien investieren möchte, dann sollte man sich auf Sachen konzentrieren, bei denen man das Geschäftsmodell versteht“, sagt Roland Aulitzky, Redakteur der Zeitschrift „Finanztest“.

Auf jeden Fall sollten Anleger nicht das gesamte Geld in einen einzelnen Aktienwert stecken, warnt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut in Frankfurt: „Acht bis zehn verschiedene Titel sollten es schon sein.“ Wer sein Aktien-Investment nicht ganz dem Zufall überlassen möchte, muss in die Analyse der einzelnen Titel einsteigen. Dabei liefern Kennzahlen wichtige Anhaltspunkte für die Bewertung. Sie sollten aber nie isoliert betrachtet werden.

Relativ gut vergleichen lässt sich die Dividendenrendite: „Das ist aus unserer Sicht für Privatanleger die entscheidende Kennzahl“, erklärt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Sie stellt die Dividende in Verhältnis zum Aktienkurs. „Eine hohe Dividendenrendite gibt das Signal, dass das Unternehmen unterbewertet ist“, erklärt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut.

Allerdings sollten Anleger darauf achten, dass in die Bewertung die aktuelle Dividende einfließt und nicht eine veraltete aus einem Vorjahr. In der rückwärtigen Betrachtung sieht „Finanztest“-Redakteur Aulitzky ein grundsätzliches Problem bei der Dividendenrendite: „Der Haken ist, dass man sich die Vergangenheitsrendite angucken muss.“ Diese sei natürlich nicht unbedingt Ausdruck für die künftigen Ausschüttungen an die Aktionäre.

Eine weitere wichtige Zahl, an der sich Kleinanleger orientieren können, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder kurz KGV. „Das Tolle daran ist, dass es nicht vom Unternehmen zu beeinflussen ist“, meint DSW-Sprecher Cabras. Denn hier wird der Gewinn je Aktie ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt. Je niedriger das KGV ist, desto günstiger ist eine Aktie.

Das KGV unterschiedlicher Unternehmen ist laut Aktionärsschützer Cabras ebenso wie die Dividendenrendite besonders gut miteinander zu vergleichen. Allerdings ist auch hier der Haken, dass immer nur vergangene oder allenfalls vorhergesagte Gewinne in die Berechnung einfließen können. „Das KGV von heute ist nicht die Rendite von morgen“, warnt DAI-Mitarbieter Leven.

Weitere wichtige Größen eines Unternehmens sind nach Angaben von Anlegerschützer Cabras die Verschuldung und die Eigenkapitalquote. Vor allem die Höhe des Eigenkapitals gibt dem Anleger wichtige Informationen über die Substanz eines Aktienkonzerns, wie Cabras erklärt: „Das ist sozusagen der Speck des Unternehmens.“ Anleger sollten darauf achten, dass die Quote des Eigenkapitals nicht zu niedrig ist: „Unter 30 Prozent ist das schon erklärungsbedürftig.“

Während KGV oder Dividendenrendite bei allen großen Börsenportalen direkt angezeigt werden, muss man für Werte wie Eigenkapitalquote oder Verschuldung laut Cabras etwas mehr Recherchezeit investieren. „Wenn man tiefer einsteigen möchte, dann muss man schon den Geschäftsbericht wälzen.“

Service:

Die Broschüre „Aktien richtig einschätzen“ des Deutschen Aktieninstituts kann auf dessen Webseite bestellt oder heruntergeladen werden.