Teures Pflaster Wohnen in Deutschland – was es kostet

Der Mietmarkt bereitet vielen Sorgen, nicht nur den Mietern, sondern auch Politikern. Die steigenden Mieten sind in vielen Regionen immer wieder Thema von Diskussionen. Wie stark Menschen tatsächlich davon betroffen sind, ist regional sehr unterschiedlich.

Bezahlbare Mieten sind keine Selbstverständlichkeit. In vielen Regionen machen sich Vermieter eine höhere Nachfrage zunutze und verlangen mehr Miete.

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In einer kleinen Gemeinde zwischen Göttingen und Paderborn, in Borgentreich, kostet ein Quadratmeter Wohnraum im Durchschnitt nur knapp vier Euro. Das ist die niedrigste Kaltmiete in ganz Deutschland. In München, das schon seit eh und je ein teures Pflaster ist, müssen Mieterinnen und Mieter etwa das Vierfache aufbringen, nämlich circa 17,50 Euro pro Quadratmeter. Es gibt vier Faktoren, die die Mieten steigen lassen.

Mieten in den Metropolen

In Metropolregionen, wie hier in Düsseldorf, sind die Mieten durchschnittlich um einiges höher als beispielsweise in ländlichen Regionen.

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In Städten, in denen viele leben wollen, weil es hip und schön oder berufsbedingt notwendig ist, ist Wohnraum meist knapp. Was knapp ist, ist meistens auch teuer. In den vier deutschen Millionenstädten liegen die Mieten wesentlich höher als in den meisten Regionen auf dem Land. In Berlin liegt der Quadratmeterpreis für eine neu angemietete Wohnung bei etwa 10,50 Euro. Das sind gut 40 Prozent mehr als noch 2012. Doch in anderen Millionenstädten ist das noch eine vergleichsweise geringe Miete. In Hamburg liegt der Quadratmeterpreis einer mittleren Miete bei 11,60 Euro, in Köln sind es 11,30 Euro. Alle Werte sind weit entfernt von den Mieten in München. Überhaupt ist Bayern teuer. Insbesondere um die Landeshauptstadt liegen die Durchschnittsmieten weit über dem Bundesdurchschnitt. In der Presse ist in diesem Zusammenhang häufig vom Mietpreisspiegel die Rede und vom Bodenrichtwert, der die Immobilienpreise und damit die Mieten ebenfalls beeinflusst.

Mieten am Stadtrand – was kostet der Speckgürtel?

Für viele sind die Mieten in den Metropolen kaum zu bezahlen. Sie müssen einen Großteil des Einkommens jeden Monat aufbringen für Miete und Nebenkosten. Deshalb denken sie darüber nach, an den Stadtrand zu ziehen. Sie hoffen, dort erschwinglichere Mieten zu finden. Doch der sogenannte Speckgürteleffekt sorgt dafür, dass die Mieten in ruhigen, grünen Stadtrandlagen ebenfalls nach oben gehen. Seit 2012 sind die Mieten im Speckgürtel um Düsseldorf um rund 20 Prozent angestiegen. Das ist im Vergleich zu den sieben größten deutschen Städten ein moderater Anstieg.

In der Rhein-Main-Region dehnt sich der Speckgürtel sogar noch weiter aus. Dort befindet er sich nicht nur rund um die Metropolen, sondern auch entlang von Bahnstrecken und Autobahnen. In Deutschland ist es vielerorts so, dass die Mieten entlang der Hauptverkehrsadern viel höher sind als in weniger gut angeschlossenen Regionen. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Berufspendler auf eine gute Verkehrsanbindung angewiesen sind. Vermieter machen sich diese Zwangslage zunutze und verlangen aufgrund der großen Nachfrage höhere Mieten.

Mietpreise in Küstenregionen

Vermieter lassen sich den grandiosen Ausblick auf die Berge in den Alpen oder direkt aufs Meer meistens gut bezahlen. Nicht nur touristisch betrachtet sind diese Regionen im Aufwind. Zu diesen Regionen gehört beispielsweise auch die Ostseeküste. Mecklenburg-Vorpommern versucht schon seit einigen Jahren den Tourismus voranzubringen und die Wirtschaft anzutreiben. Das ist auch an den Mieten zu erkennen. Heute kosten Wohnungen in Küstenregionen schon fast das Doppelte wie Wohnungen, die weiter im Binnenland liegen.

Steigende Mieten in Grenzregionen in Westdeutschland

In Westdeutschland sind die Mieten in den Grenzregionen ebenfalls höher. Im Großherzogtum Luxemburg liegen die Lebenshaltungskosten insgesamt sehr hoch. Die Mieten dort gehören europaweit zu den höchsten. Deshalb entscheiden sich nicht wenige Bewohnerinnen und Bewohner von Luxemburg, den Wohnsitz auf die andere Seite der Grenze zu verlegen und lieber zur Arbeit zu pendeln. Die kleine saarländische Stadt Perl ist dafür ein gutes Beispiel. Etwa 25 Prozent der Einwohner sind luxemburgische Staatsbürger. Täglich pendeln über 40.000 Menschen von Deutschland nach Luxemburg. Sie bevorzugen einen grenznahen Wohnort, um nicht allzu viel Zeit mit Pendeln zu verlieren.

Auch hier nutzen Vermieterinnen und Vermieter die hohe Nachfrage und verlangen mehr Miete. Um beim Beispiel Perl zu bleiben: Dort sind die Mieten pro Quadratmeter seit 2012 auf 9,50 Euro angestiegen, das sind 20 Prozent mehr. Zum Vergleich. In der rheinland-pfälzischen Gemeinde Kell am See liegt der Quadratmeterpreis bei 5,50 Euro.

Mieten in ostdeutschen Grenzregionen

Im Osten des Landes ist die Lage etwas anders. In den Grenzregionen zu Polen oder Tschechien gibt es kaum nennenswerte Mietsteigerungen in den meisten Städten. Die Mietpreise liegen bei circa fünf Euro pro Quadratmeter. Der Grund dafür ist auch darin zu suchen, dass diese Regionen eher dünn besiedelt und ländlich geprägt sind. Grenzpendler gibt es eher nach Deutschland als umgekehrt.

Was tut die Politik?

Die Mietpreisbremse soll dazu beitragen, die Mieten niedrig zu halten. So bleiben sie bezahlbar.

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In vielen Regionen versucht die Politik Gegenmaßnahmen zu entwickeln, um die teilweise dramatischen Mietsteigerungen zu stoppen. Im Jahr 2015 hat die Bundesregierung beispielsweise die Mietpreisbremse beschlossen. Nach diesem Gesetz ist vorgesehen, dass die Mieten in besonders angespannten Wohnungsmärkten um höchstens zehn Prozent über der örtlichen Vergleichsmiete liegen dürfen bei Neuvermietung. Damit soll den Städten und ihren Bewohnern eine kleine Verschnaufpause geschaffen werden. Im Idealfall wird die Verschnaufpause dazu genutzt, neuen Wohnraum zu schaffen. Das würde den Mietmarkt entlasten und dazu beitragen, dass die Mieten wieder sinken.Mittlerweile gibt es etwas Entspannung auf dem Wohnungsmarkt. Allerdings ist nicht ganz klar, ob das auf die Mietpreisbremse oder die verstärkten Bautätigkeiten zurückzuführen ist. Es ist überhaupt fraglich unter Experten, ob die Mietpreisbremse nicht eher negativ wirkt. Denn nach neuesten Berechnungen stagnierten die Mieten für Neuverträge im Bundesdurchschnitt. Ob das schon als Trendwende bezeichnet werden darf, ist derzeit allerdings noch fraglich.